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Die indische Wirtschaft im Höhenflug

Pro Jahr wächst die indische Wirtschaft um 8 Prozent und das soll in Zukunft noch mehr sein. Innerhalb eines Jahres haben sich die Aktienkurse sogar verdoppelt. Der heutige Premierminister Manmohan Singh verfolgt seit 15 Jahren eine Liberalisierungspolitik und der heutige Stand Indiens mit solch einem Ergebnis in der Weltpolitik ist auf ihn zurückzuführen. Als bisheriger Finanzminister hat Singh einiges gesehen und ein großes Stück zur indischen Wirtschaftsgeschichte beigetragen.

Man kann gut sagen, dass Indiens Wirtschaft sich momentan auf einem Rekordflug befindet. Wenn man sich das Bruttosozialprodukt anschaut kann man sehen, dass sich in den vergangenen Jahren etwas getan hat, denn dieser steigt stetig – um sieben Prozent. In naher Zukunft erhofft sich die Regierung eine Steigerung um zehn Prozent. Einen deutlichen Hinweis auf den rasanten Wachstum kann man am Besten an der Börse sehen. Der indische Börsenindex Sensex verdreifachte sich in den vergangenen drei Jahren und in den vergangenen zwölf Monaten hat er sich sogar verdoppelt.

Der indische Wirtschaftsforscher Rajiv Kumar meinte, dass dieser Boom ganz realistisch anzusehen sein sollte. „Ich denke nicht, dass das eine Seifenblase ist, die bald platzt. Die Börse holt nur nach. Endlich hat der Aktienmarkt die politischen und anderen Risiken beiseite gelassen und das Potenzial der indischen Wirtschaft erkannt. Grundlage für den Börsenindex Sensex ist die Fortsetzung der guten Indien-Story“, so Kumar.

Um nur mal ein Beispiel am indischen Börsenmarkt zu zeigen: die „State Bank of India“ Aktien haben seit 2001 ein Plus von fast 300 %, die „Rediff.com“ Aktien seit 2003 sogar ein Plus von fast 370 % erzielt.

1991 – Anfangjahr des Booms

1991 – das war das Jahr, wo alles begann. Der Pflasterstein für Indiens Weg an die Spitze der Weltwirtschaft war somit gelegt. Die sozialistische Planwirtschaft wurde schrittweise von Manmohan Singh schrittweise nach außen hin geöffnet. Singh war zu dieser Zeit Finanzminister von Indien. Als studierter Wirtschaftswissenschaftler hatte er ein Gefühl entwickelt strategisch voranzugehen. Zoll- und Steuerhindernisse wurden immer mehr beseitigt, Importhürden wurden aufgehoben und Beteiligungsgrenzen gesenkt. Heute, als Premierminister des Landes, versucht Singh Indien immer weiter voranzutreiben – bisher mit gutem Gelingen.

„Indien ist heute eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsnationen der Welt“, so Singh in einem Interview. Auf die Frage wieso gerade Indien solch einen Boom erleben kann, wo doch soziale und religiöse Unterschiede herrschen meint Singh: „Die ganze Welt blicke auf dieses Wunder. Dass ein Land mit einer Milliarde Menschen, mit dieser großen Vielfalt von Religionen und Kasten es fertig bringt, sein wirtschaftliches und soziales Heil zu suchen, indem es seine Wirtschaft und Gesellschaft öffnet. Deshalb ist Indien überall so gefragt.“

Das Positive an der Geschichte ist, dass Singhs Politik das Land zu liberalisieren, seit 15 Jahren von allen Regierungen fortgeführt worden ist. Und das sogar über Parteigrenzen hinweg. Der Wirtschaftsforscher Kumar hierzu: „1991 war nur der Anfang. Wir hatten seitdem sechs Regierungen in allen möglichen Koalitionen. Aber die Richtung hat sich nicht verändert.“ Gerade diese Punkte haben indische Investoren überzeugen können, dass ihr Geld sicher ist und dass sie ihre Investitionen in diesem Land zurückerhalten. Kumar fügt hinzu: „Für das private Unternehmertum ist damit der Geist aus der Flasche. Und dabei bleibt es. Es gibt kein Zurück!“ Und Kumar bleibt bei dieser Aussage, denn er sich ziemlich sicher, dass es Zukunft nur weiterhin bergauf gehen kann.

Schattenseiten des Booms

Die Globalisierung der indischen Wirtschaft hat zusätzliches Geschäft mitgebracht. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die Konkurrenz und die Anpassungsfähigkeit. Damit ist unter anderem der Qualitätsstandard gemeint woran sich indische Firmen halten müssen, um international mithalten zu können. Aber bis dato verläuft das sehr erfolgreich nach Meinungen von Experten.

Der Boom und der Aufschwung Indiens erreicht leider nicht alle im Land. Wir reden hier von den Schattenseiten, die der Boom bisher hinterlassen hat. Durch die großen sozialen Unterschiede profitiert die ländliche Entwicklung kaum. Etwa 300 Millionen Inder leben unterhalb der Armutsgrenze. Ein weiterer Punkt ist die schlechte Infrastruktur, die viele ausländischen Investoren noch davon abschreckt in Indien Fuß zu fassen. Schlechte Straßenzustände, Überlastungen am Flughafen, mangelhaftes Stromnetz – dies sind nur einige der negativen Punkte.

Dem indischen Handels- und Industrieminister Kamal Nath ist dies nichts Neues: „Die Infrastruktur ist ein Problem. Man muss jedoch auch sehen, dass sie gleichzeitig eine Gelegenheit für die Investition in diesem Land ist. Wir geben dem Bereich höchsten Vorrang. In Indien geht es nicht nur um Flughäfen“, so Nath, „sondern es geht hier auch um die Dörfer in den ländlichen Gebieten des Landes. Unser Schwerpunkt liegt bei der ländlichen Entwicklung, der ländlichen Infrastruktur. Bei der städtischen Infrastruktur haben wir versagt, das gebe ich zu.“

Somit wäre das Problem erkannt. Jedoch kümmert sich die Regierung darum, dass auch dieser Punkt in Zukunft besser wird. Aber einige Vorzüge hat das Land dennoch: das Heer ist gut ausgebildet, die Anzahl junger englischsprachiger Menschen und die Kaufkraft steigen stetig. Denn man muss eines bedenken: die Welt hat mit einem Markt von 1,1 Milliarden Indern zu tun – und das ist kein Zuckerschlecken.

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