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„Sitaare Zameen Par“ – Herz und Hürden

Sitaare Zameen Par - Title Track | Aamir Khan, Genelia | Siddharth, Shankar M, Divya K, SEL, Amitabh

(nr) „Sitaare Zameen Par“ erzählt die Geschichte von Gulshan Arora (Aamir Khan), einem cholerischen Basketballtrainer, der nach einer Prügelattacke und einem Alkoholfahrvorfall zu Sozialstunden verdonnert wird: Er soll eine Basketballmannschaft geistig behinderter Spieler auf ein nationales Turnier vorbereiten. Was als Strafe beginnt, wird zur Reise der Selbstfindung – ein bekanntes Motiv, das hier dennoch frischen Wind bekommt.

Das Remake des spanischen Erfolgsfilms „Champions“ von 2018 ist ein indirekter Nachfolger von „Taare Zameen Par“ (2007). Während der Vorgänger sich sensibel mit Legasthenie auseinandersetzte, widmet sich „Sitaare“ den komplexeren und weniger oft im Kino beleuchteten intellektuellen Behinderungen – von Down-Syndrom bis unsichtbarem Autismus.

Regisseur R.S. Prasanna und Drehbuchautor Divy Nidhi Sharma schaffen es, trotz des heiklen Themas eine heitere, fast unbeschwerte Stimmung zu bewahren, die dem Film viel Herz verleiht. Die Botschaft der Inklusion kommt klar rüber: Menschen mit geistiger Behinderung sind keineswegs bemitleidenswerte „Bechaare“, sondern eigenständige, lebensfrohe und empathische Individuen. Besonders gelungen ist die Darstellung der Eigenheiten der Spieler – ob Bantu mit seinem nervösen Ohrkratzen, Guddu und seine Aquaphobie oder Hargovind, der den kaum sichtbaren Autismus mit beeindruckender Authentizität verkörpert. Diese Charakterzüge werden als Facetten der Persönlichkeit gezeigt, nicht als bloße Symptome.

Aamir Khan brilliert als widerborstiger Coach, der zu Beginn mit politischer Inkorrektheit und Arroganz glänzt, aber im Verlauf die nötige Wandlung durchläuft. Seine Darstellung bringt die nötige Schärfe, ohne ins Klischeehafte abzurutschen. Genelia D’Souza als seine Frau Suneeta bleibt leider blass – eine verschenkte Chance für eine emotional tiefere Nebenfigur.

Doch der Film ist nicht frei von Schwächen: Einige Nebenhandlungen, etwa die mit der Mutter (Dolly Ahluwalia) und dem Butler (Brijendra Kala), wirken unnötig und ziehen das Tempo spürbar runter. Szenen wie die Organisation von Flugtickets und Unterkunft für das Finale wirken unglaubwürdig konstruiert, fast schon slapstickhaft. Der Höhepunkt verliert sich stellenweise in überzogenem Sentiment, sodass der Film gegen Ende etwas zu sehr auf die Tränendrüse drückt.

Dennoch gelingt „Sitaare Zameen Par“ ein bemerkenswertes Gleichgewicht zwischen Humor und Ernst, ohne in pädagogische Vorträge zu verfallen. Der berühmte Satz „Unsere Bestimmung steht nicht in der Hand, sondern in den Chromosomen“ bringt das zentrale Thema prägnant auf den Punkt.

Alles in allem ist „Sitaare Zameen Par“ ein warmherziger Film, der durch seine ehrliche Darstellung der Protagonisten und den mutigen Fokus auf geistige Behinderungen überzeugt. Er mag mit dramaturgischen Klischees und gelegentlichen Längen kämpfen, doch sein Herz schlägt spürbar – was ihn zu einem lohnenden Kinoerlebnis macht, das das Publikum mit einem Lächeln und neuem Verständnis entlässt.

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