Die Werke Jawaharlal Nehrus sind nun digital verfügbar. Die „Selected Works of Jawaharlal Nehru“, bestehend aus 100 Bänden mit rund 77.000 Seiten, wurden auf der Website nehruarchive.in veröffentlicht. Die Plattform richtet sich an Forschende, Studierende und die interessierte Öffentlichkeit und ermöglicht den Zugriff auf Dokumente aus Nehrus Leben und Wirken.
Das Projekt wird vom Jawaharlal Nehru Memorial Fund (JNMF) getragen. Historiker, Entwickler und politische Akteure wie Madhavan Palat und Jairam Ramesh haben das Material digital aufbereitet. Das Archiv umfasst aktuell etwa 35.000 Dokumente und 3.000 Illustrationen, darunter Briefe, Reden, Interviews, Verwaltungsschriften, Tagebucheinträge und Skizzen.
„Neue Inhalte werden in mehreren Phasen ergänzt“, erklärt Palat. Geplant sind unter anderem historische Fotografien, Audio- und Videoaufnahmen, Bücher von und über Nehru sowie unveröffentlichte Originalfassungen seiner Reden auf Hindi. Die Plattform ist für Smartphones und Laptops optimiert und bietet Volltextsuche, Querverweise zwischen Dokumenten und Metadaten.
Die Verantwortlichen betonen, dass es nicht um die Kommentierung politischer Inhalte gehe. „Wir veröffentlichen Nehrus Werke unverfälscht“, so Ramesh. Privat gehaltene Sammlungen, etwa Briefe im Besitz der Familie Gandhi, werden nur aufgenommen, wenn sie angeboten werden.
Palat weist darauf hin, dass die Digitalisierung „über 95 Prozent Genauigkeit“ bei der Hand-Tagging-Erfassung der Texte erreicht habe. Einige Fachleute weisen darauf hin, dass die ausschließliche Nutzung öffentlich zugänglicher Quellen Einschränkungen in der Vollständigkeit bedeuten kann. Viele Briefe an und von internationalen Persönlichkeiten wie Churchill oder Tagore sollen in späteren Phasen ergänzt werden.
Das Archiv enthält Dokumente in Englisch, Hindi, Persisch, Arabisch, Französisch, Russisch, Ungarisch und Urdu. Historiker loben die Zugänglichkeit der Quellen, weisen aber darauf hin, dass eine kritische Kontextualisierung weiterhin notwendig ist. „Das Archiv bietet eine Übersicht, ersetzt jedoch nicht die historische Analyse“, sagt ein unabhängiger Historiker aus Delhi.
Die JNMF-Verantwortlichen planen, weitere Materialien aus Archiven weltweit zu integrieren, darunter Briefe, Bücher und audiovisuelle Dokumente. Auch die Integration von Archiven anderer Zeitgenossen Nehrus wie Gandhi, Patel oder Ambedkar ist vorgesehen. Ziel ist es, das Nehru-Archiv zu einer langfristig nutzbaren Wissensressource für die indische Geschichte von den 1920er bis 1960er Jahren zu machen.
Direkter Link: nehruarchive.in
