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Neuerscheinung: „Karneval“ von Edward Nazareth

Edward Nazareths Roman „Karneval“ ist ein berührendes Werk, das die komplexen Verflechtungen von Liebe, Kultur und Familie zwischen zwei Welten beleuchtet. Die Geschichte dreht sich um Smitha, Tochter keralesischer Eltern, die in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, und ihren Nachbarsjungen Jürgen. Von der Kindergartenzeit an unzertrennlich, entwickelt sich ihre Freundschaft in der Pubertät zu einer tiefen Liebe. Doch die kulturellen Erwartungen und traditionellen Werte ihrer Familie werfen einen Schatten auf diese Beziehung.

Im Zentrum des Romans steht der Konflikt zwischen Smitha und ihrem Vater Joseph, der aufgrund seiner Rückkehr nach Kerala vehement darauf besteht, dass seine Tochter einen Mann aus der Heimat heiratet und nicht einen Deutschen. Dieses Spannungsfeld ist ein Spiegelbild realer Herausforderungen, denen viele Kinder der ersten Generation indischer Migranten in Deutschland gegenüberstehen. Sie zerren zwischen dem Wunsch nach individueller Freiheit und der tiefen Bindung an familiäre und kulturelle Verpflichtungen.

Edward Nazareth gelingt es, diesen Kulturkonflikt authentisch und einfühlsam zu schildern. Zahlreiche Dialoge zwischen den Figuren verleihen dem Roman eine lebendige Dynamik und sorgen dafür, dass die Gedanken und Gefühle der Protagonisten unmittelbar erfahrbar werden. Die klare, direkte Sprache macht das Buch gut zugänglich und unterstützt das Erleben der inneren Konflikte und der emotionalen Entwicklung der Charaktere.

Die Figuren sind lebensnah und die Handlung verzichtet auf einfache Schwarz-Weiß-Zeichnungen, sondern öffnet Raum für Verständnis und Empathie auf beiden Seiten. Der Roman zeigt, wie Tradition und Moderne aufeinanderprallen, aber auch, dass Verständigung möglich ist – wie Smitha schließlich mit der Zustimmung ihres Vaters ihren geliebten Jürgen heiraten kann.

Die Übersetzung von Asok Punnamparambil ins Deutsche macht das Werk auch für ein deutschsprachiges Publikum zugänglich und bereichert die deutsch-indische Literaturlandschaft um eine wichtige Stimme. Nazareth, selbst als Migrant mit tiefen Wurzeln in beiden Kulturen vertraut, spiegelt in seinem Schreiben nicht nur persönliche Erfahrung, sondern auch kollektive Erinnerungen einer ganzen Generation wider.

„Karneval“ ist somit nicht nur eine bewegende Liebesgeschichte, sondern auch eine feinsinnige Erzählung über Identität, kulturelle Zugehörigkeit und die Suche nach dem eigenen Weg zwischen zwei Welten. Für Leserinnen und Leser, die sich für Migration, interkulturelle Beziehungen und das Leben in der Diaspora interessieren, ist dieser Roman eine eindrucksvolle Lektüre.

Der Autor: Edward Nazareth (geb. 1947 in Kerala, Indien) lebte von 1967 bis 2018 in Deutschland und arbeitete dort in der Krankenpflege. Neben seiner beruflichen Tätigkeit schrieb er literarische Texte, die sich oft mit den Erfahrungen und Herausforderungen von Migranten aus Kerala in Deutschland beschäftigen. 2019 kehrte Nazareth nach Kerala zurück, wo er heute lebt.

Der Herausgeber: Jose Punnamparambil und das Hermann Gundert Cultural Centre haben mit der Herausgabe des Romans „Karneval“ einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Literatur der deutsch-indischen Migration geleistet. Punnamparambil selbst gilt als deutsch-indischer Brückenbauer und ist Träger des Bundesverdienstkreuzes. Die deutsche Übersetzung stammt von Asok Punnamparambil, einem erfahrenen Übersetzer herausragender Malayalam-Literatur.

Für weitere Informationen und Erwerb des Buches: punnam@t-online.de

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