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Sa., 5. Juli, 2025
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„Detective Sherdil“: Stil vor Substanz

(nr) Mit Detective Sherdil legt Regisseur Ravi Chhabriya einen ambitionierten Versuch vor, klassische Detektivnarrative mit zeitgenössischem Stil und ironischer Brechung zu verbinden. Im Zentrum steht ein Mordfall, der zugleich grotesk und rätselhaft ist: Ein milliardenschwerer Unternehmer wird auf offener Straße erschossen und seine Leiche anschließend in einem explodierenden Wagen ins Nichts befördert. Die Ermittlungen übernimmt ein ebenso scharfsinniger wie eigenwilliger Detektiv – Sherdil, gespielt von einem souveränen Diljit Dosanjh, der dem Film mit Charisma und lakonischem Humor seinen inneren Halt gibt.

Was auf dem Papier nach einer spannenden und vielschichtigen Erzählung klingt, verliert in der filmischen Umsetzung leider rasch an Stringenz. Zwar entfaltet sich die Handlung mit viel Gespür für Setting und Atmosphäre – insbesondere das winterlich-melancholische Budapest wird gekonnt in Szene gesetzt –, doch bleibt die dramaturgische Substanz hinter dem visuellen Anspruch zurück. Zahlreiche narrative Leerstellen, vermeidbare logische Brüche und eine überzeichnete Figurenkonstellation schwächen das Fundament des Films. Der Zuschauer wird mit offenen Fragen zurückgelassen: Warum gibt es offenbar keine Obduktion? Was genau verbindet Sherdil mit seiner Kollegin Natasha? Und wieso scheinen alle Beteiligten erstaunlich unberührt von einem Mord, der eigentlich gesellschaftliche und mediale Wellen schlagen müsste?

Statt plausible Entwicklungen zu verfolgen, setzt das Drehbuch auf absurde Konstruktionen: Ein Großteil des Erbes geht an den stummen Freund der Tochter, ein kleiner Teil an einen Hund, und während mehrere Verdächtige verschwinden, agiert die Polizei in gemächlichem Tempo. Der Versuch, Schrulligkeit mit Spannung zu verweben, führt streckenweise zu unfreiwilliger Komik.

Und doch birgt der Film Momente der Qualität. Diljit Dosanjh verleiht der Titelfigur Würde, Witz und Tiefe, ohne dabei ins Karikaturhafte abzurutschen. Diana Penty überzeugt als kühle, pragmatische Ermittlerin und bringt einen willkommenen Kontrapunkt zu Sherdils Exzentrik. Banita Sandhu und Arjun Tanwar bringen mit stillem Spiel eine emotionale Resonanz, die dem Film ansonsten weitgehend fehlt. Die übrige Besetzung bleibt blass – weniger aus mangelndem Talent, sondern vielmehr aufgrund einer oberflächlichen Figurenzeichnung.

Technisch ist der Film solide: Die Kameraarbeit von Marcin Laskawiec ist atmosphärisch dicht, das Produktionsdesign stilvoll, der Verzicht auf Songs wohltuend. Die musikalische Untermalung, insbesondere das wiederkehrende Mundharmonika-Motiv, gibt dem Film eine eigentümliche Note, die fast mehr Charakter zeigt als die Handlung selbst. Lediglich der Einstieg ist holprig – der Schnitt wirkt sprunghaft, die Szenenübergänge ungeschliffen.

Detective Sherdil bleibt am Ende ein Film mit interessanten Ansätzen, der an seinem eigenen Anspruch scheitert. Er will subversiv sein, verspielt und spannend zugleich, doch die Erzählung verliert sich in zu vielen Belanglosigkeiten. Was bleibt, ist ein stilistisch eigenwilliges Werk, das durch seine Hauptfigur punktuell glänzt, aber dramaturgisch zu wenig Konsequenz zeigt, um nachhaltig zu überzeugen. Ein Versuch, der mutig ist – und gerade deshalb in seiner Unausgewogenheit fast schon wieder sympathisch wirkt.

Nina Rao
Nina Rao
Nina studiert an der TU Dortmund und interessiert sich für den indischen Film. Gut gemachte Bollywoodfilme haben es ihr besonders angetan. Seit 2024 schreibt sie für theinder.net hauptsächlich Bollywood-Filmkritiken, die sie in deutschsprachigen Medien immer noch für unterrepräsentiert hält...

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