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Do., 10. Juli, 2025
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Mit den „Solar Didis“ Wende in Bihar?

(pp) Im indischen Bundesstaat Bihar, einer der ärmsten Regionen des Landes, findet derzeit eine stille Revolution statt – angeführt von Frauen und angetrieben durch die Kraft der Sonne. Statt auf teure Dieselgeneratoren oder unzuverlässige Stromnetze zu setzen, nutzen immer mehr Bäuerinnen solarbetriebene Wasserpumpen, um ihre Felder zu bewässern. Das verändert nicht nur ihre wirtschaftliche Situation, sondern auch ihre Rolle in der Gesellschaft.

In vielen ländlichen Regionen Indiens war die Bewässerung der Felder lange mit großen Schwierigkeiten verbunden. Zwar ist Grundwasser vorhanden, doch der Zugang dazu war bisher kompliziert und teuer. Strom fällt häufig aus, Diesel ist kostspielig, und die Kontrolle über Technik und Maschinen lag meist in den Händen der Männer. Das beginnt sich zu ändern: Immer mehr Frauen schließen sich in Selbsthilfegruppen zusammen, investieren gemeinsam in eine Solarpumpe, installieren diese und betreiben sie selbstständig. Die Sonnenenergie treibt eine Pumpe an, die Wasser aus dem Boden fördert – zuverlässig, umweltfreundlich und ohne laufende Energiekosten.

Ein Beispiel dafür ist das Dorf Harpur im Bezirk Muzaffarpur. Dort haben zehn Frauen gemeinsam einen Brunnen gebohrt und eine Solarpumpe installiert. Die Anlage bewässert nicht nur ihre eigenen Felder, sondern versorgt auch bis zu hundert umliegende Parzellen. Die Frauen verkaufen das Wasser an Nachbarbauern und erzielen damit ein zusätzliches Einkommen. Die Pumpe läuft im Sommer täglich bis zu sieben Stunden. Das jährlich erwirtschaftete Plus liegt bei umgerechnet rund 1.400 Euro – eine erhebliche Summe in einer Region, in der viele Familien von weniger als zwei Euro pro Tag leben.

Indu Devi, eine der Bäuerinnen, berichtet, wie sehr sich ihr Leben verändert hat. Seit dem Tod ihres Mannes stand sie alleine da – ohne Einkommen, ohne Perspektive. Heute verdient sie durch den Betrieb der Pumpe genug, um ihre Kinder zur Schule zu schicken und die laufenden Kosten ihres Haushalts zu decken. Was sie dafür tun muss? „Nur einen Knopf drücken“, sagt sie, und lächelt.

Doch es geht um mehr als Geld. Die Frauen übernehmen Verantwortung, lernen technische Abläufe, organisieren sich selbst, verlegen Wasserleitungen, koordinieren Schichten und pflegen ihre Anlagen. In einem sozialen Umfeld, in dem Frauen traditionell kaum außerhalb des Hauses sichtbar sind, ist das ein enormer Fortschritt. Viele berichten von neuem Selbstbewusstsein – und von einem wachsenden Respekt innerhalb ihrer Familien und Dorfgemeinschaften.

Natürlich ist nicht alles einfach. Die Finanzierung solcher Projekte ist mühsam, günstige Kredite sind schwer zu bekommen, viele Frauen müssen sich privat Geld leihen. Wenn die Technik ausfällt, müssen Ersatzteile oft aus Patna, der Hauptstadt des Bundesstaats, beschafft werden – eine Tagesreise entfernt. Und auch das Patriarchat zeigt sich weiterhin zäh: In manchen Familien stoßen Frauen auf Widerstand, wenn sie plötzlich mit Werkzeug hantieren oder öffentlich auftreten.

Trotzdem ist die Entwicklung beeindruckend. Durch die solarbetriebene Bewässerung sinken die Betriebskosten, die Ernteerträge steigen, neue Gemüsesorten können angebaut werden, zusätzliche Verarbeitungsbetriebe wie Reismühlen sind denkbar – und all das bei gleichzeitigem Beitrag zum Klimaschutz. Denn die Solarpumpen ersetzen Dieselaggregate und helfen so, CO₂-Emissionen zu senken. Indiens Klimaziele für 2030 setzen genau auf solche dezentralen, grünen Technologien.

Bihars „Solar Didis“, wie die Frauen genannt werden, stehen für einen Wandel, der weit über Technik hinausgeht. Sie zeigen, wie nachhaltige Innovation Hand in Hand mit sozialem Fortschritt gehen kann – wenn sie lokal gedacht und von unten getragen wird. In einer Region, in der die Chancen traditionell ungleich verteilt waren, bringen diese Frauen Licht – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.

Foto: (c) Knut-Erik Helle, Flickr

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