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Mo., 13. Oktober, 2025
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StartLeben & KulturFilm, Musik, KunstJoyce Mariel: "Vielleicht haben wir die Menschen auf den Geschmack gebracht"

Joyce Mariel: „Vielleicht haben wir die Menschen auf den Geschmack gebracht“

Am 19.11.2004 hat der Münchner Privatsender RTL2 mit der Ausstrahlung des indischen Bollywoodfilms „In guten wie in schweren Tagen“ zur besten Sendezeit (Primetime), einen Meilenstein in der deutschen Filmgeschichte gesetzt. Kein anderer Sender hat dies zuvor gewagt. Die Idee, indische Filme im deutschen Fernsehen zu zeigen, stammt von RTL2 Geschäftsführer Josef Andorfer. Der Einkauf des Bollywoodknüllers kostete den Sender gerade Mal einen fünfstelligen Betrag, was im Vergleich zu Hollywoodfilmen ein regelrechtes Schnäppchen ist. Eine Rezension von Samina Akbar und ein Interview mit RTL2 von Bijon Chatterji.

Und tatsächlich hat es die Familientragödie „In guten wie in schweren Tagen“ geschafft, die Anforderungen, die der Sender an den Film gestellt hat, zu erfüllen. Das bunte Bollywoodspektakel erzielte an besagtem Freitag ab 20:15 Uhr Top-Quoten von 15,1 % Marktanteilen bei den 14- bis 29-jährigen Zuschauern. Bei den 14- bis 49-Jährigen lag dieser Wert bei 12,2 %. Bis zu 2,33 Millionen verfolgten das farbenprächtige Meisterwerk aus Indien, eingeplant waren 900.000. Insgesamt für den Monat November erzielte RTL2 einen beachtlichen Tagesmarktanteil von 7,3 % bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern.

Der Film des erfolgreichen indischen Regisseurs und Produzenten Karan Johar „In guten wie in schweren Tagen“ (Originaltitel „Kabhi Kushi Kabhie Gham“) erzählt die Geschichte der Familie Raichand, einer glücklichen Familie mit zwei Söhnen, Rahul und Rohan. Das intakte Familienleben droht auseinanderzubrechen, als sich Sohn Rohan (Shah Rukh Khan), der als kleiner Junge von der Familie adoptiert wurde, den Wünschen seines Vaters (Amitabh Bachchan) widersetzt, das von ihm ausgesuchte Mädchen Naina (Rani Mukherjee) zu heiraten. Stattdessen entschließt sich Rohan, die nicht seiner Klassenschicht angehörende Anjali (Kajol Devgan) zu heiraten, in die er sich zuvor verliebt hat. Daraufhin verstößt ihn der Vater und bricht zugleich seiner Frau Nandini (Jaya Bachchan) das Herz. Zutiefst verletzt zieht Rohan mit Anjali nach London und beginnt dort ein neues Leben. Als der jüngere Bruder Rahul (Hritik Roshan) nach jahrelangem Aufenthalt in einem Internat nach Indien in sein Elternhaus zurückkehrt, erfährt er von der Tragödie. Er nimmt sich vor, seinen Bruder und seine Schwägerin zurückzuholen und die Familie wieder zu vereinen.

Besonders angenehm für das deutsche Publikum war mit Sicherheit die deutsche Synchronisation, da man nicht von lästigen Untertiteln abgelenkt wurde, sondern sich voll und ganz auf die Handlung konzentrieren konnte. Diese Synchronisation ist im großen und ganzen sehr gut umgesetzt worden. Zu kritisieren wäre allerdings die falsche Übersetzung der islamischen Begrüßungsformel „Salaam“ die einfach in die hinduistische Variante „Namaste“ umgewandelt wurde. Noch zu bemängeln wären die deutschen Stimmen der männlichen Hauptdarsteller, die einfach nicht passend waren. Denn wer indische Originalfilme kennt, dem hat mit Sicherheit auch die Leidenschaft und die Emotion in den Stimmen gefehlt, die einen großen Teil des Filmes ausmachen. Die Frauenstimmen dagegen waren recht passend.

Für das deutsche Publikum, war „In guten wie in Schweren Zeiten“ mit einer Länge von fast 4 Stunden (mit Werbeunterbrechung) ein wahrer Filmmarathon, denn die Durchschnittslänge eines westlichen Films beträgt etwa 1,5 Stunden (sieht man einmal von „Herr der Ringe“ ab). Doch tatsächlich wurde der Film in z.B. bei allen Tanzszenen sogar gekürzt, sonst wäre er für das Publikum von der Länge her voraussichtlich nicht zumutbar gewesen.

In seinen Bann gezogen hat der Film wohl überwiegend weibliche Zuschauer, da er mit seinen Tanz und Gesangszenen nicht unbedingt den Geschmack westlicher Männer trifft. Doch wie man in dem Film gut sehen konnte, schränkt sich Bollywood nicht nur auf seine Kultur und Traditionen ein, sondern ist sehr offen für die westliche Kultur, die deutlich mit eingebracht wurde. Wahrscheinlich ist es gerade diese Mischung, die diesen Film auch hier zu Lande populär gemacht hat.

Die Resonanz des deutschen Publikums ist enorm, denn nicht nur der Film mit seinen Superstars, den farbenprächtigen Kleidern und der zu Tränen rührenden Handlung scheint gut angekommen zu sein, sondern auch die sehr traditionell gehaltene Musik zum Film. Dank des großen Erfolges des „Bollywood Experiments“ wird dem deutschen Publikum in Kürze die Ehre zuteil kommen, uns auf weitere Filme aus der größten Filmindustrie der Welt zu freuen.

Wir haben dazu Frau Joyce Mariel von RTL2 befragt:

Frau Mariel, wie beurteilen Sie die Resonanz des Filmes bzgl. geplanten und tatsächlichem Marktanteil?

Die Resonanz auf „In guten wie in schweren Tagen“ war überaus positiv und hat unsere Erwartungen übertroffen. Sie hat gezeigt, dass die Vorüberlegungen, die wir vor Ausstrahlung angestellt hatten, richtig waren: Der Film kam nicht zuletzt deswegen so gut an, weil die erzählte Geschichte universelle Gültigkeit hat; egal in welchem Kulturkreis sich der Zuschauer befindet. Außerdem hatten die farbenprächtigen Bilder absolutes Hypnosepotential.

Besteht die Chance, indische Filme nun auch auf RTL zu zeigen?

Diese Frage kann ich nicht beantworten, weil RTL und wir in dieser Hinsicht unabhängig voneinander agieren.

Wer ist für die deutsche Synchro verantwortlich, wann wurde damit begonnen?

Die Synchronisation begann einige Monate vor Ausstrahlung in den Bavaria-Studios. Federführend war Frau Minea Bauer, die Leiterin der Redaktion Spielfilm bei RTL II.

Was war der Grund für Sie diesen Film zu zeigen, vor allem zur Prime Time?

Wir wussten einerseits um die große Popularität von Bollywood-Filmen in verschiedenen Ländern der Welt. Zudem hat die Geschichte, die „In guten wie in schweren Tagen“ erzählt, viele Elemente, die überall auf der Welt thematisiert werden können: Eine Liebesbeziehung, die trotz der Schwierigkeiten im Umfeld der Protagonisten gelebt wird, gibt es schließlich schon bei „Romeo und Julia“. Im Gegensatz zu Shakespeares Drama hat „In guten wie in schweren Tagen“ allerdings ein Happy-End. So entspricht der Film den Erwartungen der Zuschauer an die Handlung, die tagtäglich mit Schlagwörtern wie „Hartz 4“ und „Terrorangst“ konfrontiert werden.

Versuchen Sie auf den Zug des „Indienbooms“ in Deutschland aufzuspringen, bevor es vielleicht im nächsten Jahr zu spät ist?

„In guten wie in schweren Tagen“ erzählt, wie bereits erwähnt, eine zeitlose Geschichte. Deshalb kann man hier meiner Meinung nach nicht von Trend sprechen.

Über welche ind. Filme hat sich RTL2 darüber hinaus die Senderechte gesichert bzw. was dürfen die Fans in Zukunft erwarten?

Die Fans und alle, die es werden wollen, können in den nächsten Monaten ähnliche Bollywood-Blockbuster wie „In guten wie in schweren Tagen“ erwarten.

Zwar wurde vor einiger Zeit in Hamburg aus widersprüchlichen Gründen eine Bollywood-Show abgesagt, doch soll am 18.12. in Dortmund ein Neuversuch gestartet werden. Denken Sie, dass nach der TV-Premiere nun noch mehr Menschen solch eine Show besuchen werden?

Vielleicht haben wir ja einige Menschen, die sich bisher noch nicht mit dem Film-Phänomen Bollywood auseinandergesetzt haben, auf den Geschmack gebracht.

Wir bedanken uns für dieses Gespräch.

Eckdaten

In guten wie in schweren Tagen
(Sometimes Happy, Sometimes Sad)

Erstmals in deutscher Sprache

Produzent: Yash Johar
Regisseur: Karan Johar
Besetzung: Amitabh Bachchan, Jaya Bachchan, Shah Rukh Khan, Kajol, Hrithik Roshan, Kareena Kapoor u.a.
Musik: Jatin-Lalit, Sandesh Shandilya, Aadesh Shrivastava
Texte: Sameer, Anil Pandey

Indien 2001, 210 min. Farbe
16:9, Anamorphic Transfer, Deutsch DD 2.0, DD 5.1 Hindi & Englisch,
deutsche Untertitel, Bonus DVD: Making of, Deleted Scenes, Musik-Clips, Kino-Trailer u.a.

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