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So, 19. Mai, 2024
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Nina Lobinger: „Meine schönste Begegnung war die mit Yash Chopra“

Foto: (c) Nina Lobinger

Nina Lobinger leitet heute die Pressestelle der Universal Pictures Germany für Westdeutschland. Noch vor Beginn des Bollywoodbooms war die ausgewiesene Filmexpertin stets unsere erste Ansprechpartnerin beim Kölner Filmverleih Rapideye Movies (REM). Eine jahrelange vertrauensvolle Partnerschaft zwischen REM und theinder.net entstand und wir merkten schnell, dass diese Frau einfach Ahnung von der indischen Filmindustrie hat! Wir wollten von Nina rückblickend unter anderem wissen, wie Bollywood es geschafft hat in die deutschen Wohnzimmer zu gelangen, warum es ausgerechnet „Kabhi Khushi Kabhi Gham“ mit Shah Rukh Khan und Amitabh Bachchan war, der durch die Decke ging und welchen Eindruck Yash Chopra auf sie hinterließ.

Liebe Nina, theinder.net und Rapideye Movies haben viele Jahre sehr erfolgreich zusammengearbeitet. Wie sind wir eigentlich zusammengekommen?

Für uns bei Rapid Eye Movies waren das wilde und tolle Zeiten. Wir haben Bollywood-Filme geliebt und sind da ja als Außenstehende, komplett ohne indische Wurzeln, reingestolpert. Wir wollten viel richtig machen und haben nach offenen, hochwertigen Mitstreitern gesucht. Theinder.net war für da von Anfang an eine verlässliche Instanz. Es ging bei uns nicht um die schnelle Mark. Sondern auch um den respektvollen Umgang mit Bollywood als Kulturprodukt. Ihr habt durch Kooperationen und Rückhalt viel möglich gemacht und eingeordnet. Kennengelernt haben wir uns allerdings schon vor dem Bollywood-Boom und z.B. über Gewinnspiele bereits sehr gut zusammengearbeitet.

Du hast den Bollywood-Boom genannt. Wie ist dieser Hype entstanden, welche Rolle haben REM und der Fernsehsender RTL2 gespielt?

Bollywood-Filme waren (und sind) für unsere eingefahrenen westlichen Sehgewohnheiten tatsächlich eine Herausforderung. Und sowas ist an sich eine Grundfaszination für REM, die das auch in anderen Bereichen immer wieder angehen. Mit japanischen Pink-Filmen oder Avantgarde-Filmen. Für indisches Kino in Deutschland (über NRI-Screenings hinaus) schien die Zeit einfach reif. Die indische Filmindustrie hat sich geöffnet und wir hatten Lust auch unbequeme Wege zu gehen. Kinobetrieber überreden, Publikum gezielt neugierig machen, deutsche Artworks bauen. Dass dann RTL2 aufgesprungen ist, war natürlich ein Glücksfall. Es gab dort in der Redaktion Menschen, mit einem großen Herz für indisches Kino. Durch die Synchronisation und Ausstrahlung von K3G gab es dann kein Halten mehr. Ich denke, die unverstellte Emotionalität hat einfach sehr viele Menschen direkt ins Herz getroffen.

Es gibt zweifelsohne zahlreiche erfolgreiche Filme aus Bollywood, warum war es jedoch „Kabhi Khushi Kabhi Gham“ (K3G), der durch die Decke ging? Warum nicht ein anderer Film?

Es gibt sicher einige Faktoren. Unter anderem auch den, dass dieser Film von Yash Johar (Anm. d. Red.: 1929-2004) produziert worden war und er eine Vision hatte, dass das indische Kino auch in den Westen gehört. Er war aktiv daran beteiligt, K3G nach Deutschland zu bringen. Aber über allem steht, dass K3G nun einfach in der Tat ein ganz wundervoller Film ist, der viel vereint. Er befriedigt eben auch das westliche Bedürfnis nach Exotik, aber stellt auch allgemeingültige Werte wie Familie in den Vordergrund. Er zeigt ein traditionelles und modernes Indien. Und Shah Rukh Khan spielt mit… (lacht)

…ein nicht ganz unwichtiger Faktor! Danach waren Bollywoodfilme zur Primetime nicht mehr wegzudenken. Irgendwann war aber auch das vorbei. Warum?

(nachdenklich) Das ist für mich schwer zu sagen. Wenn Dinge (wirtschaftlich) erfolgreich werden, möchten alle mitspielen und auch ein Stück vom Kuchen haben. Das ist verständlich, macht es aber auch komplizierter. Es gab plötzlich nicht mehr nur ausgewählte Filmperlen, es gab eine Schwemme. Die Lizenzen der Filme wurden teurer, im Handel die Filme immer billiger. Nicht alle Filme waren gut oder gut für Deutschland aufbereitet. Denn Qualität herzustellen ist sehr kostspielig. REM hat sich lange bemüht mitzugehen, doch es war irgendwann nicht mehr gut zu machen. Aber einem Phänomen wie ‚Hype‘ oder Boom‘ ist ja genau das zu eigen, dass es wieder aufhört.

Du hast bereits Deine Magisterarbeit zum Thema indischer Film verfasst, war das Deine Eintrittskarte für REM?

Tatsächlich war ich schon lange davor während meines Studiums bei REM. Es hat mit meiner Liebe zum ferneren Asien, Japan und Hongkong-Filmen begonnen. Indisches Kino kannte ich aus dem Satelliten-TV und von eigenen Indien-Reisen. Meine Magister-Arbeit habe ich dann zu den Anfängen, noch vor dem eigentlichen Boom geschrieben.

Hattet Ihr die Chance Bollywoodstars zu treffen, hast Du eine Anekdote für uns?

Ja, immer mal wieder. Es gab vor allem Berlinale-Besuche, aber auch zu anderen Gelegenheiten. Vieles davon war bereichernd, witzig, ernüchternd. Meine schönste Begegnung war sicher die mit Yash Chopra im Rahmen der Aufführung von VEER-ZAARA in Berlin…

… mit Preity Zinta und Shah Rukh Khan in den Hauptrollen…

… Ich habe ihn an einem Tag vom Hotel abgeholt, er trat auf die Straße in die kalte Februar-Luft, atmete tief ein und war glücklich einfach unbemerkt durch die Straßen wandeln zu können. Wir sprachen viel über Berlin und die Teilung einer Heimat. Er selbst hatte durch den Indien-Pakistan-Konflikt Familie verloren.

Was machst Du heute bzw. was ist nach Deiner Zeit bei REM passiert?

Ich habe mich selbständig gemacht und noch lange für REM gearbeitet. Mittlerweile bin ich bei Universal Pictures Germany gelandet, für die ich die Pressestelle für Westdeutschland betreue.

Schaust Du Dir noch indische Filme an?

Mein Bollywood-Konsum ist stark zurückgegangen, leider. Mit meinen Kindern schaue ich hier und da gerne noch Filme an. Schon allein, weil sie wissen sollen, dass es mehr als Hollywood gibt auf der Welt.

Eine zeitlang gab es den Fernsehsender Zee One, warum ist das aus Deiner Sicht gescheitert?

Zee One ist trotz allem noch immer auf Kanal 7 meines Fernsehers gespeichert, das sollte ich langsam mal ändern (lacht). Aber wirklich geschaut habe ich es kaum – ich mag keine Synchronisationen. Ich habe zu wenig Einblick, um zu sagen, woran es am Ende lag. Vielleicht ähnliche Gründe wie oben erwähnt. Vielleicht fehlende starke Partner.

Ein persönliches Wort an die Redaktion und unsere Leser/innen?

Wie schön, dass es Euch gibt!

Vielen Dank für die tolle Zusammenarbeit und dass wir hier doch noch einmal über Bollywood quatschen konnten.

Bijon Chatterji
Bijon Chatterji
Bijon Chatterji (*1978) ist Mitbegründer und Chefredakteur von theinder.net. Er studierte Biologie in Braunschweig, promovierte, forschte und lehrte in Hannover. Heute ist er als Global Lead für ein Biotechnologieunternehmen tätig und verantwortet dort u.a. den Bereich Indien. Von 2012-16 war Bijon Mitglied der Auswahlkommission für das "Deutsch-Indische Klassenzimmer" (Robert Bosch Stiftung / Goethe-Institut). Seit 2018 ist er Mitorganisator des "Hanseatic India Colloquium" und nahm 2023 auf Einladung der Bundesintegrationsbeauftragten erstmals an Dialoggesprächen im Bundeskanzleramt teil.

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