Blickt man aus der Vogelperspektive auf die indische Stadt Madras, sieht man zu erst das tiefblaue Wasser des Golfs von Bengalen. Dann bei näherem hinsehen zeigt sich ein großer grauer Fleck in der Landschaft. Anschließend wird ein langer Sandstrand sichtbar, an dem sich die Brandung ergießt. Ein Häusermeer, Industrieanlagen, ein Hafen und Grünflächen erscheinen.
In der Stadt reihen sich Haus an Haus, viele schöne alte Kolonialbauten sind zu bestaunen. Geschäfte, Buden und Stände säumen die Straßen. Palmen und Mangobäume zaubern ein wenig grün in die Metropole. Schwer liegt die heiße Luft über der Stadt. Fährt man durch die Straßen begegnen einem Frauen in Saris, streunende Hunde oder Obdachlose. Motorräder und überfüllte Busse kreuzen den Weg.
Von oben wirkt Madras, heute als Chennai bezeichnet, wie viele Städte, doch sie bietet einiges mehr. Chennai liegt im Süden Indiens und erstreckt sich an der Ostküste des Golfs von Bengalen. Mit über 4 Millionen Einwohnern ist sie die fünftgrößte Stadt in Indien und Hauptstadt des Bundesstaates Tamil Nadu.
In der Kolonialzeit war Chennai Zentrum des Britischen Empires in Indien und noch heute ist die Stadt für ihre Vielfältigkeit und ihre Kulturgüter bekannt.
Mit seiner Lage direkt am Meer und seinem künstlichen Hafen unterhält Chennai Seeverbindungen nach Südostasien und in den Pazifischen Ozean. Die Stadt liegt in einer Küstenebene, nur sieben Meter über dem Meeresspiegel. Noch mehr Wasser findet sich in Flüssen und Seen, wobei einige dieser Seen als Trinkwasserquelle der Stadt fungieren.
Was das Klima betrifft, so ist Chennai, trotz seiner Lage am Meer, den Tropen zuzuordnen. Neben Temperaturen über 40 Grad Celsius macht auch der Monsun den Menschen zu schaffen. Dafür sind die Bewohner Chennais sonnenverwöhnt und müssen beim Schwimmen im Meer, bei einer Wassertemperatur von 28 Grad Celsius, nicht frieren.
Seinen Ursprung hat Chennai vor zweitausend Jahren. Nachdem sich die Stadt vermutlich aus mehreren Dörfern entwickelt hat, wechselte die Herrschaft über die Stadt zwischen unterschiedlichen südindischen Herrschern. Der Handel zog einst viele verschiedene Völker dorthin.
In der Kolonialzeit war Chennai natürlich Kolonialstadt. Schon früh trug der Hafen dazu bei, dass die Stadt zum Handelszentrum wurde. So kamen auch die Portugiesen, Holländer und schließlich die Briten nach Chennai und Umgebung.
Im Jahre 1639 wuchs das damalige Fischerdorf Madraspatnam, auch Siedlungsplatz der Ostindien-Kompanie, allmählich. Im 17. Jahrhundert wurde das damalige Madras eine wichtige britische Marinebasis und immer mehr auch für seinen Handel und die Textilproduktion bekannt. Mit der Zeit wuchs die Stadt immer weiter, vor allem durch die Eingemeindung kleinerer Dörfer.
Neben den Briten hatten auch die Franzosen ihren Einfluss auf Madras. Bei Gefechten zwischen Briten und Franzosen, schafften diese es, 1746 ein Teil der Stadt zu zerstören und unter ihre Kontrolle zu bringen.
Im 20. Jahrhundert erlebte Chennai eine Blütephase nachdem Indien unabhängig geworden war. Die heutige Stadt ist immer noch vom Handel bestimmt, aber auch die Industrie boomt, wie im ganzen Land. Besonders erwähnenswert sind hier die Automobilproduktion, sowie die Textil- und Chemieindustrie. Aber auch die IT-Branche hat sich seit 2004 dort angesiedelt.
Dennoch ist die Metropole mit Problemen wie Armut, Umweltverschmutzung und einem stetigen Bevölkerungswachstum konfrontiert. 1996 wurde das damalige Madras, das einstige Fischerdorf Madraspatnam, aus dem sich die Stadt entwickelt hatte, in Chennai umbenannt.
Kulturell betrachtet ist Chennai durchaus vielseitig. Die Hauptsprache der Stadt ist Tamil, darüber hinaus gibt es eine Telugu-Minderheit und Verwaltungssprache ist das Englische. Was Religionen anbetrifft, so gibt es dort Hindus, Moslems und Christen.
Kulturstätten sind unter anderem viele verschiedene Museen, wie das Fort St. George, dem ersten britischen Fort in Indien und das Government Museum, eine Art Völkerkundemuseum, in dem sich alles Rund um Archäologie, Zoologie, Anthropologie und Botanik befindet. Darüber hinaus gibt es die National Art Gallery, die indische Malerei präsentiert.
Neben Museen bietet Chennai auch einige imposante Bauwerke, wie den Hindutempel Parthasarathy Kovil oder einige Kirchen.
In der Medienwelt kann die Stadt auch mithalten, die Filmindustrie namens Kollywood ist dort beheimatet und produziert jährlich zwischen 50 und 100 Filme. Namenhafte Schauspieler der Szene sind unter anderem Sivaji Ganesan und Tamil Nadus.
Neben Kulturellem Erbe, Sehenswürdigkeiten und zukunftsträchtigen Medien, verfügt das ehemalige Madras auch über einige Hochschulen, wie die University of Madras. Sie wurde bereits im Jahre 1857 gegründet und ist eine der ältesten Hochschulen des Landes. Daneben gibt es noch die Anna University, eine technische Hochschule und zahlreiche Institute und Colleges.
Für Touristen bietet Chennai neben den kulturellen Sehenswürdigkeiten auch Orte der Entspannung, wie den Marina Beach, einen 13 Kilometer langen Sandstrand. Aber auch Parks und Zoos mit unterschiedlichem Tierbestand laden zu einem Besuch ein. Daneben gibt es natürlich, wie überall auf der Welt auch Vergnügungsparks mit den bekannten Möglichkeiten zum Amüsieren.
Zur kulinarischen Einstimmung auf einen Besuch in Chennai hier noch ein Rezept für „Madras Curry“:
Zutaten:
5 El gemischter Koriander
2 El Kreuzkümmel
2 El Kurkuma
1 El Ingwerpulver
1 Tl gemischte gelbe Senfsamen
1 Tl Bockshornkleesamen
1 Tl Zimt
1/2 Tl Nelken
1/2 Tl grüner Kardamon
1 Tl Chilipulver
1,5 Tl schwarzer Pfeffer
20 getrocknete Curryblätter zermahlen
Zubereitung:
Alle Zutaten einfach gut vermischen und anschließend in ein gut verschließbares Glas füllen und dunkel lagern. Diese Würzmischung passt dann gut zu Fleisch, Fisch oder Gemüse. Guten Appetit!