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Sa, 12. Oktober, 2024
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Modis Wirtschaftsreformen geraten ins Wanken

(bc) Das Wachstum der indischen Wirtschaft hat sich im zweiten Quartal auf 6,7 Prozent verlangsamt, was nicht nur die wirtschaftliche Dynamik des Landes beeinträchtigt, sondern auch die ehrgeizigen Reformpläne von Premierminister Narendra Modi gefährdet. Modis Ziel, Indien zu einer führenden Wirtschaftsmacht zu entwickeln, steht auf dem Spiel, da eine nachhaltige wirtschaftliche Transformation ohne ein robustes und kontinuierliches Wachstum schwer zu erreichen ist. Besonders im Vergleich zu den Vorjahren, in denen die Wachstumsraten bei acht bis neun Prozent lagen, wirkt diese Abkühlung besorgniserregend und lässt Zweifel aufkommen, ob die Regierung ihre wirtschaftlichen Ziele erreichen kann.

Mehrere Faktoren tragen zu dieser Verlangsamung bei, darunter ein deutlicher Rückgang der staatlichen Investitionsausgaben sowie eine Abschwächung des industriellen Wachstums. Besonders besorgniserregend ist der stagnierende private Konsum, der durch strengere Kreditvergaberichtlinien der Zentralbank und die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in ländlichen Gebieten weiter belastet wird. Diese Entwicklungen haben führende Ökonomen dazu veranlasst, ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum nach unten zu korrigieren. Goldman Sachs, beispielsweise, hat die Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 6,9 auf 6,7 Prozent gesenkt und erwartet für 2025 einen weiteren Rückgang auf 6,4 Prozent. Diese Zahlen verdeutlichen die Herausforderung, vor der Indien steht, wenn es das Ziel einer entwickelten Volkswirtschaft bis 2047 erreichen will.

Für Modi, der auf eine umfassende wirtschaftliche Reformagenda setzt, um Indien bis 2047 zu einer voll entwickelten Volkswirtschaft zu machen, ist diese Abschwächung ein ernstes Warnsignal. Die Umsetzung seiner Reformen, die unter anderem eine Liberalisierung des Arbeitsmarktes und eine Vereinfachung des Landerwerbs umfassen, wird durch den Verlust politischer Unterstützung und die Notwendigkeit, auf Koalitionspartner angewiesen zu sein, zunehmend erschwert. Seit der Parlamentswahl hat Modi keine absolute Mehrheit mehr, was ihn in eine Position bringt, in der er auf die Zustimmung seiner Koalitionspartner angewiesen ist, um umstrittene und weitreichende Reformen durchzusetzen. Dieser Umstand verlangsamt den Reformprozess und gefährdet die langfristige Stabilität und das Wachstumspotenzial der indischen Wirtschaft.

Mit den bevorstehenden Regionalwahlen und dem wachsenden politischen Druck sieht sich Modi gezwungen, auf populistische Maßnahmen zurückzugreifen, um seine Wählerbasis zu sichern. Dies könnte jedoch auf Kosten dringend benötigter struktureller Reformen gehen, die für ein langfristiges und nachhaltiges Wirtschaftswachstum entscheidend sind. Die Notwendigkeit, die Erwartungen der Wähler und politischen Verbündeten zu erfüllen, könnte Modi dazu verleiten, kurzfristige Lösungen zu bevorzugen, die langfristige Probleme nicht lösen. Dies stellt ein Dilemma für die Regierung dar, die versucht, einerseits das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen und andererseits die notwendigen wirtschaftlichen Veränderungen voranzutreiben.

Die Stabilität und Zukunft der indischen Wirtschaft hängt nun mehr denn je davon ab, ob Modi es schafft, seine Reformpläne trotz der widrigen Umstände durchzusetzen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die Regierung den politischen Mut aufbringt, schwierige Entscheidungen zu treffen, die möglicherweise kurzfristig unpopulär sind, aber langfristig das Wirtschaftswachstum sichern können. Für Indien steht viel auf dem Spiel: Ein Scheitern der Reformagenda könnte die Entwicklung des Landes um Jahre zurückwerfen, während ein Erfolg das Land auf den Weg zu nachhaltigem Wohlstand bringen könnte.

Quellen:

Foto: (c) Paul Kagame

Bijon Chatterji
Bijon Chatterji
Bijon Chatterji (*1978) ist Mitbegründer und Chefredakteur von theinder.net. Er studierte Biologie in Braunschweig, promovierte, forschte und lehrte in Hannover. Heute ist er als Global Lead für ein Biotechnologieunternehmen tätig und verantwortet dort u.a. den Bereich Indien. Von 2012-16 war Bijon Mitglied der Auswahlkommission für das "Deutsch-Indische Klassenzimmer" (Robert Bosch Stiftung / Goethe-Institut). Seit 2018 ist er Mitorganisator des "Hanseatic India Colloquium" und nahm 2023 auf Einladung der Bundesintegrationsbeauftragten erstmals an Dialoggesprächen im Bundeskanzleramt teil.

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