Fünf Landtagswahlen verdeutlichen, dass Indien auch anders kann. Friedlich und ohne Gewalt zu schüren, wählen im Dezember die Bürger u.a. der Staaten Madhya Pradesh, Rajasthan und Delhi Frauen an die Spitze. Uma Bharati, Vasundhara Raje und Sheila Dikshit reihen sich ein, in die Gruppe der Chefminister Indiens. Ebenfalls verzeichnen die Landtagswahlen den Trend zur Bundesregierungspartei, der Bharatiyan Janata Party und Ankündigungen die landesweiten Lok Sabha Wahlen 2004 vorzuziehen scheinen sich zu bestätigen.
Ein schwerer Bombenanschlag im Herzen von Mumbai schockt die Nation – das Land jedoch gerät nicht wie befürchtet ins Chaos und Stillstand, wie 11 Jahre zuvor.
Außenpolitisch zeigt Indien, gerade im Hintergrund des Irak-Krieges, dass es ein fester Bestandteil der Weltpolitik ist. Selten zuvor, wagt sich ein indischer Premier so häufig aufs internationale Parkett wie 2003, darunter auch in Deutschland. Wirtschaftlich und kulturell meldet Indien einen Aufstieg in jeglicher Hinsicht. Auch wenn ein Großteil der Nation immer noch unterentwickelt lebt, boomt der Konsum in allen Schichten… wenn auch unterschiedlich stark.
Indien trauert um Raumfahrt-Heldin
2. Februar: Das Gesicht der Astronautin Kalpana Chawla ist auf den Titelseiten aller indischen Zeitungen zu sehen. Doch nicht die glückliche Heimkehr sondern ein Unglück sind Anlass der Berichterstattung. Das Land und besonders der Heimatort der 41-jährigen Ingenieurin hatten große Feste vorbereitet, um die Rückkehr der ersten in Indien geborenen Frau im All zu feiern. Doch die Raumfähre «Columbia» bricht wenige Minuten vor der Landung am 1. Februar über Texas auseinander. Keiner der sieben Astronauten an Bord überlebt das Unglück. Chawla wurde in der Ortschaft Karnal geboren, etwa 120 Kilometer nördlich der indischen Hauptstadt Neu-Delhi.
Foto: Von NASA – http://science.ksc.nasa.gov/shuttle/missions/sts-107/images/high/KSC-02PD-1127.jpghttp://spaceflight.nasa.gov/gallery/images/shuttle/sts-107/html/jsc2002e25323.html, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=881913
Mutter Teresa
Nur sechs Jahre nach ihrem Tod hat Papst Johannes Paul II. die Ordensgründerin Mutter Teresa selig gesprochen. 300.000 Gläubige aus aller Welt strömen am 19. Oktober auf den Petersplatz in Rom, um der Zeremonie für den «Engel der Armen» beizuwohnen. Mutter Teresa habe gezeigt, wie wichtig es sei, den Ärmsten zu dienen, sagt der Papst mit brüchiger Stimme. Nach wenigen Worten geht ihm die Kraft aus, und die Würdigung muss er von Kardinälen verlesen lassen.
In Indien verfolgen Hunderttausende die Seligsprechung vor den Fernsehgeräten, im ganzen Land finden Versammlungen, Gebete und Feste statt. In Kalkutta gedenken hunderte Anhänger der aus Skopje stammenden Ordensfrau in einem Gottesdienst. Sie küssen das mit weissen Blumen geschmückte Grab ihres Vorbildes. Viele in weiße Saris mit blauen Streifen gekleidete Ordensschwestern in der letzten Wohnstätte von Mutter Teresa weinen während der Messe vor Freude.
Foto: Von © 1986 Túrelio (via Wikimedia-Commons), 1986 /, CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2247034
Terror auch in Mumbai
Terror hat ein neues Gesicht. 52 Menschen sterben bei mehreren Detonationen in der indischen Hafenstadt Mumbai, 149 werden verletzt. Ein weiterer Anschlag kann verhindert werden. Kurz vorher hatten muslimische Extremisten mit Attentaten gedroht. Eine der Bomben detoniert in der Nähe des bei Touristen beliebten Monuments und Wahrzeichens der Stadt, dem „Gateway of India“. Zwei Sprengsätze detonieren in einem belebten Basar nahe eines Tempels. Eine vierte Explosion ereignet sich nahe einer Polizeistation.
Außenpolitik
Mehr als zuvor pflegte die Bundesregierung die diplomatischen Beziehungen, sowohl auf dem Subkontinent als auch mit der restlichen Welt. Indien gemeinsam am Tisch mit den „Großen“ der Welt. Die „Reisefotos“ des Premiers belegen es eindeutig: Keine internationale Großkonferenz ohne Beteiligung der bevölkerungsreichsten Demokratie der Welt.
26. Januar: Mohammed Khatami, Präsident des Irans, besucht anläßlich des Republic Day Indien: Beide Länder unterzeichnen eine „strategische Partnerschaft“. Bedenken, ob Indien Nukleartechnologie an die islamische Republik transferieren wird, verfliegen rasch am Ende des Jahres als Pakistan sich als Lieferant herausstellt.
18. April: Seit Jahren besucht ein indischer Premier, die Unruheprovinz Kaschmir und kündigt Friedenbemühungen mit den Seperatisten und Pakistan an.
Ende Mai: Premier Vajpayee auf Europa-Tour:
Kurze Zeit später fliegt Vajpayee weiter nach St. Petersburg um an der 300-Jahr-Feier der Stadt teilzunehmen. Zusammen am hohen Tisch mit George W. Bush und Vladimir Putin sieht sich das südasiatische Land in einer gestärkten Position. Zusammen mit den Weltführern geht es danach zum G-8-Gipfel ins französischen Evian, an dem Indien als Besucher teilnehmen darf.
22. Juni: Ära der Freundschaft mit China:
China und Indien, mit je über einer Milliarde Einwohner die zwei bevölkerungsreichsten Länder der Erde, wollen ihre territorialen Differenzen beilegen und ein neues Kapitel in den Beziehungen aufschlagen. Mit dem ersten Besuch eines indischen Regierungschefs in China seit zehn Jahren halten beide Regierungen die Ziele und Leitlinien für eine bessere Kooperation fest. Unterzeichnet wurden zudem neun Abkommen: Die Visaerteilung soll vereinfacht, neue Kulturzentren sollen errichtet sowie die Kooperation in Bildung, Wissenschaft, Meeresforschung, Landwirtschaft und bei erneuerbaren Energien ausgeweitet werden. Der Handel beider Länder soll sich bis 2005 auf zehn Milliarden US-Dollar verdoppeln.
Mit einem überraschenden Tauschhandel um Tibet und Sikkim unterzeichnen eine Grundsatzerklärung, in der Indien «anerkennt, dass die autonome Region Tibet ein Teil des Territoriums der Volksrepublik China ist». Im Gegenzug erkennt China in einem gesonderten Grenzabkommen die Hoheit Indiens über das 1975 annektierte ehemalige Königreich Sikkim indirekt an. Die schwierigen Nachbarn öffnen in Sikkim auch einen Grenzübergang, der seit dem blutigen Grenzkrieg 1962 geschlossen war.
IRAK-Krieg:
Nach Ablauf eines an den irakischen Präsidenten Saddam Hussein greifen die USA den Irak an. Eine „freiwillige“ Evakuierung der indischen Staatsbürger aus dem Kuwait und der umgebenden Region wurde eingeleitet. Innerhalb eines Monats fällt die Hauptstadt, doch soll es noch weitere 8 Monate dauern, bis der Diktator gefasst wird. Unausgesprochen die Anzahl der irakischen Zivilopfer und ebenfalls die täglich ansteigende Anzahl getöteter Besatzungstruppen.
Ein Krieg, welcher nach Worten des US-Präsidenten der „Entwaffnung des Irak, der Befreiung seiner Bevölkerung und der Beseitigung einer globalen Gefahr“ dienen sollte, spaltet die Welt. Entschiedener Gegner der US-Politik neben Europa, ist Indien. Neben den kritischen Reaktionen aus aller Welt zeigt auch Vajpayee sich enttäuscht: Dem Krieg fehle jegliche Berechtigung. Darüberhinaus untergrabe er das gesamte System der Vereinten Nationen.
Im Laufe des Krieges bittet das Pentagon Indien 15 000 Soldaten als Stabilisierungsmacht in den Irak zu entsenden um die ca. 150 000 Soldaten der Kriegskoallition zu unterstützen. Die Bundesregierung spricht sich sich zunächst für eine Entsendung aus. Ein Aufschrei quer durch die Reihen indischer Oppositionparteien und Friedensgruppen folgt, die Premier Vajpayee davon abraten unüberlegt zu handeln: Indien verweigert die Unterstützung.
9. September: Der erste Besuch eines Israelischen Regierungschefs in Indien: Ariel Sharon wird mit allen militärischen Ehren empfangen. Während jedoch auf der Straße gegen den Staatsbesuch des umstrittenen Premiers demonstriert wird, unterzeichen die Führer der beiden Länder strategisch-militärische Abkommen. Die Anti-Terror-Koallition hat eine neue Achse: Indien-Israel-USA
Foto: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6424053 |
24. September: Ein Staatsbesuch in die USA darf bei der Fülle des Terminkalenders selbstverständlich nicht ausbleiben: Zum Mittagessen verabreden sich George W. Bush und Atal B. Vajpayee in Washington. Zeitgleich kündigt Außenminister Colin Powell die Kooperation auf dem Gebiet der zivilen Kerntechnologie, Raumfahrt, Hi-Tech-Handel und Luftverteidigung an.
6. Oktober: Auf der Urlaubsinsel Bali, trifft Indien auf die Vertreter der ASEAN-Staaten und vereinbart wichtige Freihandelsabkommen.
22. Oktober: Im Rahmen des Friedensprozesse auf dem Subkontinent, verkündet die Bundesregierung 12 vertrauensbildende Maßnahmen um das Nachbarland Pakistan zu versöhnen: mehr Busse und Züge, Aufnahme des Flugverkehr, Grenzöffnungen und auch die Behandlung von pakistanischen Kindern in indischen Krankenhäusern sind die ersten Handlungen.
15. November: Auch die arabische Welt kommt 2003 nicht zu kurz: Indiens Premier erster Besuch in Syrien soll die Indisch-Arabische Freundschaft symbolisieren und ein Freihandelsabkommen die indische Wirtschaft stärken.