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Mi., 12. November, 2025
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Ein Lob, das spaltet

Ein Geburtstagsgruß an den politischen Gegner hat in Indien eine neue parteiinterne Debatte ausgelöst. Shashi Tharoor, Abgeordneter des oppositionellen Kongresses, würdigte den BJP-Veteranen L. K. Advani als „wahren Staatsmann“ – und stieß damit in der eigenen Partei auf scharfen Widerspruch.
Foto: (c) World Economic Forum

Mit einem Glückwunsch zum 98. Geburtstag Advanis, der zu den Gründungsfiguren der hindunationalistischen Bharatiya Janata Party (BJP) zählt, hielt Tharoor auf der Plattform X eine bemerkenswerte Würdigung für angebracht. Advani habe, so schrieb er, „ein unerschütterliches Engagement für den Dienst an der Öffentlichkeit, Bescheidenheit und Anständigkeit“ gezeigt und eine „prägende Rolle bei der Gestaltung des modernen Indien“ gespielt. Seine Worte lösten umgehend Kritik aus, auch von Parteifreunden, die Tharoor vorwarfen, die Verantwortung Advanis für die religiöse Radikalisierung der 1990er Jahre zu verharmlosen. Advanis „Rath Yatra“, ein landesweiter politischer Zug zur Errichtung eines Tempels an der Stelle der Babri-Moschee in Ayodhya, gilt als Ausgangspunkt der Polarisierung, die 1992 in der Zerstörung der Moschee und anschließenden Pogromen gegen die muslimische Bevölkerung mündete. 2.000 Menschen starben bei diesem Vorfall.

Tharoor verteidigte seine Äußerung und verwahrte sich gegen den Vorwurf der Geschichtsklitterung. Es sei, schrieb er, „unfair, ein ganzes Lebenswerk auf ein einzelnes Kapitel zu reduzieren“. So wie Nehrus Wirken nicht allein am Grenzkrieg mit China gemessen werden dürfe, noch Indira Gandhis an der Zeit des Ausnahmezustands, solle auch Advani die gleiche Fairness zuteilwerden. Damit stellte sich Tharoor offen gegen die innerparteiliche Linie, die die Gründungsfiguren der BJP als Wegbereiter des religiösen Nationalismus betrachtet.

Die Kongresspartei bemühte sich um rasche Abgrenzung. Sprecher Pawan Khera erklärte, Tharoor spreche wie stets für sich selbst, und die Partei „distanziere sich ausdrücklich“ von seiner Äußerung. Dass Tharoor dennoch weiterhin Abgeordneter und Mitglied des Parteivorstands bleibe, sei Ausdruck des „liberalen und demokratischen Geistes“ des Kongresses, fügte Khera hinzu – eine Formulierung, die weniger Zustimmung als Schadensbegrenzung erkennen ließ.

Tharoor, der als Intellektueller von internationalem Renommee gilt, brachte seine Partei in den vergangenen Jahren wiederholt in Verlegenheit. Er lobte Premierminister Narendra Modi in Einzelfragen, kritisierte das System dynastischer Politik und stellte damit auch die Führungsrolle der Familie Nehru-Gandhi infrage. Seine Wortmeldungen griff die BJP regelmäßig auf, um den Kongress als uneins und orientierungslos darzustellen.

Dass die Parteiführung bislang auf Sanktionen verzichtete, zeigt die Ambivalenz ihres Umgangs mit Tharoor. Seine öffentliche Wirkung und internationale Bekanntheit verleihen ihm Einfluss, zugleich stellen sie ein Risiko für die Einheit der Partei dar. Mit seiner Würdigung Advanis legte Tharoor erneut die inneren Bruchlinien der Kongresspartei offen.

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