
Paul-Albert Wagemann widmet sich in seinem „Kamasutra für Autofahrer“ einem Sujet, das man eher in Anekdoten auf Stammtischniveau vermuten würde: Sex in, auf und an Fortbewegungsmitteln. Doch anstatt platt oder effektheischend daherzukommen, gelingt ihm eine Mischung aus humorvoller Anleitung und skurriler Kulturgeschichte. Dass dabei nicht nur das Auto, sondern auch Geländewagenreifen, Krankenhausbetten oder das unvermeidliche Schiebedach eine Rolle spielen, sorgt für Kuriosität und Heiterkeit zugleich.
Der Reiz des Buches liegt weniger in den praktischen Anleitungen – die zwar detailreich sind, aber doch eher den Spieltrieb ansprechen – als in der Art, wie Wagemann den Akt mit ironischer Ernsthaftigkeit überhöht. So liest man über spirituell veredelte Orgasmen, über riskante Varianten wie Airbag- oder Dachgepäckträgersex und über diskrete Rückzugsorte wie verlassene Baustellen oder stillgelegte Flughäfen. Immer schwingt ein augenzwinkernder Unterton mit, der deutlich macht: Hier wird weniger belehrt als vielmehr mit Genuss fabuliert.
Besonders gelungen sind die Illustrationen von Marc Taeger, die den sprachlichen Witz kongenial aufnehmen. Wo Wagemann sprachlich überspitzt, ergänzt Taeger visuell mit spielerischer Leichtigkeit und pointiertem Humor. Zusammen entsteht so ein Werk, das irgendwo zwischen satirischer Anleitung, erotischer Phantasiereise und kulturkritischem Kommentar angesiedelt ist.
„Kamasutra für Autofahrer“ ist gewiss kein Buch, das man ernsthaft zur Verbesserung seiner Liebestechniken konsultiert. Aber es ist ein Buch, das mit Sprachwitz, Fantasie und einer Prise schwarzem Humor die Frage stellt, wie sehr Mobilität und Intimität zusammenpassen – und dabei zeigt, dass Erotik manchmal gerade dort entsteht, wo man sie am wenigsten erwartet.