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Sa., 8. November, 2025
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StartLeben & KulturFilm, Musik, KunstShah Rukh Khan mit 60 – Der König erfindet sich neu

Shah Rukh Khan mit 60 – Der König erfindet sich neu

Für viele Menschen der indischen Diaspora ist Shah Rukh Khan mehr als ein Filmstar. Er ist Erinnerung, Identität, Verbindung – ein Stück Indien, das über Kontinente hinweg Bestand hat. Seine Filme liefen in Wohnzimmern von Frankfurt bis Fremont, seine Gesten wurden zu Symbolen einer Generation, die zwischen Heimat und Ferne erwachsen wurde. Nun, da der „King of Bollywood“ sechzig Jahre alt wird, ist er selbst zum Spiegel jener geworden, die mit ihm älter wurden – und sich doch nie ganz von seiner Magie lösen konnten.
Foto: (c) Bollywood Hungama

Shah Rukh Khan ist sechzig. Eine Zahl, die kaum zu fassen scheint für all jene, die mit seinem Lächeln, seinen Grübchen und seinem unnachahmlichen Blick aufgewachsen sind. Für viele war er das ewige Gesicht der Liebe, der Inbegriff des romantischen Helden – jener Mann, der im Regen wartete, in Bahnhöfen um Vergebung bat und mit ausgestreckten Armen die Herzen eroberte. Und doch steht dieser Mann, sechs Jahrzehnte alt, jetzt an einem Punkt, an dem er sich neu definiert. Denn Shah Rukh Khan hat sich entschieden, nicht jünger zu wirken, sondern stärker.

Es war ein leiser, aber bewusster Übergang. Schon lange bevor „Pathaan“ Anfang 2023 die Kinokassen sprengte, deutete sich an, dass der „King of Romance“ mit seiner eigenen Legende rang. Filme wie „Swades“, „Chak De! India“ oder „My Name Is Khan“ waren mehr als nur Ausreißer – sie waren Schritte auf der Suche nach einer neuen Wahrheit. Doch es brauchte die unfreiwillige Stille der Pandemie, fünf Jahre ohne Leinwand, bis Khan als ein anderer zurückkehrte: als Actionheld, als Kämpfer, als graumähniger König, der seine Narben nicht versteckt.

Mit „Pathaan“ begann dieses zweite Leben. Der Körper stählerner, der Blick ernster, das Charisma ungebrochen. Der Film wurde zum Triumph, nicht nur an den Kinokassen, sondern auch als künstlerische Emanzipation. „Jawan“ folgte noch im selben Jahr – härter, politischer, selbstbewusster. Und nun steht „King“ bevor, ein Film, der den Wandel endgültig besiegelt: Shah Rukh Khan mit komplett grauem Haar, ein „Silver Fox“, der nicht mehr so tut, als sei er dreißig, sondern die Sechzig mit Würde trägt – und mit Stolz.

Es ist ein Schritt, den vor ihm nur wenige gegangen sind. In vieler Hinsicht folgt er seinem großen Idol Amitabh Bachchan, der in den 1990er-Jahren einen ähnlichen Umbruch erlebte. Auch Bachchan musste akzeptieren, dass seine Zeit als „Angry Young Man“ vorüber war. Statt dagegen anzuspielen, verwandelte er das Älterwerden in eine neue Form von Stärke. „Baghban“, „Kaante“ oder „Aankhen“ zeigten ihn als gereiften, komplexen Mann, der das Kino seiner Generation neu definierte. Und noch weiter zurück reicht die Parallele zu Dilip Kumar, dem „Tragedy King“, der mit „Kranti“ und „Karma“ in späten Jahren als Actionheld zurückkehrte – graue Schläfen, aber ungebrochene Autorität.

Shah Rukh Khan steht also in einer Linie mit den ganz Großen – nicht, weil er sie kopiert, sondern weil er, wie sie, die Kunst der Wiedergeburt beherrscht. Wo andere versuchen, der Zeit zu entkommen, nimmt er sie an. Er zeigt, dass Charisma nichts mit Jugend zu tun hat, sondern mit Haltung, Energie und Selbstverständnis. Das indische Kino, das lange seine Helden in ewiger Jugend konservierte, sieht in ihm nun ein anderes Ideal: den Mann, der reifer wird und damit nur faszinierender.

Vielleicht ist diese neue Phase auch ein Spiegel für seine Generation, für all jene, die mit ihm älter geworden sind. Sie sehen in ihm nicht mehr den Traumprinzen aus „Dilwale Dulhania Le Jayenge“, sondern einen Gefährten, der den Mut hat, die eigenen Schatten zu umarmen. Shah Rukh Khan, der einst die Romantik verkörperte, verkörpert heute Transformation. Sein Körper ist gezeichnet, seine Rollen härter, aber seine Präsenz – diese Mischung aus Intelligenz, Witz und Verletzlichkeit – bleibt unverwechselbar.

Mit sechzig Jahren ist er weder Nostalgie noch Symbol der Vergangenheit. Er ist ein Beweis dafür, dass Größe im Kino nicht vergeht, solange jemand die Kraft hat, sich neu zu erfinden. Vielleicht ist dies die größte Liebesgeschichte, die Shah Rukh Khan je erzählt hat: die zwischen einem Mann und seiner eigenen Zeit. Und irgendwo, in Mumbai, in Berlin oder in New Jersey, sieht jemand diesen Mann auf der Leinwand – und spürt, dass das, was er verkörpert, auch nach sechzig Jahren noch dasselbe ist: Hoffnung.

Nina Rao
Nina Rao
Nina studiert an der TU Dortmund und interessiert sich für den indischen Film. Gut gemachte Bollywoodfilme haben es ihr besonders angetan. Seit 2024 schreibt sie für theinder.net hauptsächlich Bollywood-Filmkritiken, die sie in deutschsprachigen Medien immer noch für unterrepräsentiert hält...

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