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Sa., 7. Juni, 2025
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Hoffnungsträger Indien: Was Berlin sich von Giffeys Reise verspricht

Franziska Giffey, Berlins Wirtschaftssenatorin und frühere Regierende Bürgermeisterin, reist Anfang Juli 2025 mit einer Delegation aus Wirtschaft und Politik nach Indien. Auf dem Programm stehen Besuche in Delhi und Bengaluru – zwei Städte, die wirtschaftlich wie symbolisch von Bedeutung sind. Ziel der Reise ist es, Berlin als zukunftsfähigen Investitionsstandort zu positionieren, Kooperationen mit Indiens innovationsgetriebener Start-up-Szene zu vertiefen und qualifizierte Fachkräfte für den Berliner Arbeitsmarkt zu gewinnen.

Indien rückt zunehmend ins Zentrum der außenwirtschaftlichen Strategie deutscher Metropolen. Die politischen und wirtschaftlichen Spannungen mit China sowie protektionistische Tendenzen in den USA haben den Blick auf alternative Wachstumsmärkte geschärft. Indien, mit seiner jungen Bevölkerung, dem rasanten technologischen Fortschritt und einer breit aufgestellten Mittelschicht, gilt als Land mit enormem Potenzial. Für Berlin, das sich als weltoffene, kreative und innovationsorientierte Stadt positionieren möchte, ist der südasiatische Subkontinent ein naheliegender Partner.

Gerade Bengaluru – häufig als „Silicon Valley Indiens“ bezeichnet – steht im Fokus. Die Stadt ist nicht nur ein bedeutendes Zentrum für IT und Forschung, sondern auch ein Hotspot für Start-ups mit globalen Ambitionen. Giffey will dort den Austausch zwischen den Start-up-Ökosystemen fördern und Berlin als Tor nach Europa präsentieren. Der Hauptstadtstandort soll für indische Unternehmerinnen und Unternehmer nicht nur als Investitionsziel, sondern auch als Sprungbrett in den europäischen Binnenmarkt sichtbar werden.

Ein weiterer zentraler Aspekt der Reise ist die Fachkräftegewinnung. In Berlin fehlen tausende qualifizierte Arbeitskräfte – von IT-Expertinnen über Pflegepersonal bis zu Ingenieuren. Indien verfügt über ein riesiges Reservoir an gut ausgebildeten, mehrsprachigen Fachkräften, die offen für internationale Karrieren sind. Giffey möchte vor Ort für Berlin als Arbeits- und Lebensort werben und konkrete Möglichkeiten der Migration und Zusammenarbeit ausloten.

Wie nachhaltig solche Delegationsreisen tatsächlich sind, wird sich erst im Nachhinein zeigen – entscheidend ist, ob sie über symbolische Gesten hinausreichen und in eine langfristige Strategie mit greifbaren Ergebnissen überführt werden. Die strukturellen Hürden für ausländische Fachkräfte sind seit Langem bekannt: aufwendige Anerkennungsverfahren, fehlende digitale Abläufe, lange Wartezeiten bei Visa sowie erhebliche Defizite bei Integration und Wohnraumbeschaffung erschweren den Zuzug nach Deutschland erheblich.

Giffeys Reise ist also mehr als ein Höflichkeitsbesuch – sie ist ein politisches Signal und ein wirtschaftlicher Impuls. Ob sie auch konkrete Wirkung entfaltet, hängt maßgeblich davon ab, wie konsequent die geplanten Kontakte und Initiativen nach der Rückkehr weitergeführt werden – und ob Berlin es schafft, das eigene Versprechen der Offenheit und Zukunftsfähigkeit mit realen Strukturen zu untermauern.

Foto: (c) PES / flickr.com – non-commercial, CC BY-NC-SA 2.0

Quellenangaben:

  1. Delegationsreise: Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey will im Rahmen einer Delegationsreise im Juli 2025 in Indien für Berlin werben
  2. Startups: Artikel der Friedrich-Naumann Stiftung über die „deutsch-indische Startup Connection“
  3. Visa-Probleme für indische Fachkräfte: Welt.de berichtet über lange Wartezeiten, hohe bürokratische Hürden und Probleme bei der Anerkennung von Abschlüssen für Fachkräfte aus Indien
  4. Berliner Behörden überfordert mit Fachkräfteeinwanderung: Tagesspiegel-Artikel über den überlasteten Berliner Apparat bei der Einwanderung qualifizierter Arbeitskräfte
  5. Probleme bei der Anerkennung ausländischer Qualifikationen: Beitrag der Friedrich-Ebert-Stiftung zu den strukturellen Hürden und mangelnder Koordination bei der Fachkräfteeinwanderung aus Indien
  6. Diskriminierung und strukturelle Barrieren für indische Migrant:innen: Tagesschau.de analysiert die Herausforderungen für die wachsende indische Community in Berlin, inklusive Diskriminierung und Anerkennung
  7. Unklare Anforderungen bei Gehalt und Aufenthaltstiteln: Bericht über verwirrende Anforderungen für ausländische Arbeitskräfte – insbesondere im Berliner Start-up-Sektor

Bijon Chatterji
Bijon Chatterji
Bijon Chatterji (*1978) ist Mitbegründer und Chefredakteur von theinder.net. Er studierte Biologie in Braunschweig, promovierte, forschte und lehrte in Hannover. Heute ist er als Global Lead für ein Biotechnologieunternehmen tätig und verantwortet dort u.a. den Bereich Indien. Von 2012-16 war Bijon Mitglied der Auswahlkommission für das "Deutsch-Indische Klassenzimmer" (Robert Bosch Stiftung / Goethe-Institut). Seit 2018 ist er Mitorganisator des "Hanseatic India Colloquium" und nahm 2023 auf Einladung der Bundesintegrationsbeauftragten erstmals an Dialoggesprächen im Bundeskanzleramt teil.

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