(nr) Es war einmal ein Baum. Ein ganz besonderer Baum, irgendwo auf dem Campus des fiktiven St. Vincent College in Delhi. Man nennt ihn ehrfürchtig den „Virgin Tree“ – und wer sich an seinem Stamm am Valentinstag zu nächtlicher Stunde etwas Liebe erbetet, darf auf romantische Fügung hoffen. So beginnt The Bhootnii, und man wünscht sich bereits nach fünf Minuten, es wäre bei diesem hübsch-skurrilen Mythos geblieben. Stattdessen entfaltet sich ein filmisches Kabinettstückchen, das sich in seinem eigenen Spuk verläuft – und dabei jegliche Richtung, Taktung und Glaubwürdigkeit verliert.
Der unglückliche Held des Ganzen, Student Shantanu, wendet sich nach einer Trennung vertrauensvoll an das Gewächs. Was er nicht weiß: Der Baum beherbergt einen Geist. Und nicht irgendeinen, sondern Mouni Roy in der Rolle der eifersüchtig-erotischen Erscheinung Mohabbat. Was folgt, ist eine Romanze zwischen Mensch und Untote – allerdings ohne jegliche emotionale Temperatur, geschweige denn narrative Stringenz.
Das Drehbuch – bitte verwenden Sie diesen Begriff in diesem Zusammenhang nur mit allergrößter Nachsicht – hangelt sich von Szene zu Szene wie ein Schlafwandler ohne Orientierung. Was vermutlich als Horror-Komödie gedacht war, zerfällt in ein Sammelsurium aus klamaukhaften Dialogen, plötzlichen Tonbrüchen und einer Handlung, die wirkt, als sei sie unter akutem Zeitdruck auf einem Notizblock entstanden.
Sanjay Dutt (65) erscheint schließlich in der Rolle des Geisterjägers Krishna Tripathi. Er trägt seinen Part mit jener stoischen Gelassenheit, mit der man sich wohl auch durch eine Familienfeier voller entfernter Verwandter manövriert – höflich, präsent, aber innerlich längst abwesend. Mouni Roy hingegen ist sichtlich bemüht, ihrer Figur etwas Mystik zu verleihen, doch gegen das überladene Script und die stilistische Beliebigkeit kämpft selbst die charmanteste Erscheinung vergeblich.
Die übrigen Figuren – unter ihnen Palak Tiwari und Sunny Singh – bleiben Abziehbilder, mehr Design als Mensch, mit Dialogen so flach wie ein Emoji-Streit im Gruppenchat. Anspielungen auf Prominente, deren Namen in absurder Verballhornung auftauchen, sollen wohl für Lacher sorgen. Nein.
Technisch taumelt der Film zwischen bemühtem Hochglanz und ambitionierter Mittelmäßigkeit. Die visuelle Gestaltung wirkt stellenweise wie aus einem besonders enthusiastischen Fernsehfilm entnommen, das CGI bewegt sich irgendwo zwischen Computerspiel-Intro und YouTube-Fanprojekt. Die Musik – ein zäher Reigen aus fünf Songs ohne erinnerungswürdige Melodie – dient in erster Linie als Pausenfüller und klingt, als habe der Komponist selbst beim Hören geistig bereits auf Standby-Modus geschaltet.
Was besonders ins Auge fällt, ist die seltsame Unentschlossenheit des Films: Er will alles sein – gruselig, romantisch, komisch, gesellschaftskritisch – und ist am Ende doch nichts davon. The Bhootnii erzählt viel und meint wenig. Es ist ein Film, der spukt, ohne zu berühren; der erschrecken möchte, ohne Überraschung; der lachen lassen will, ohne Pointe.
Wenn der Vorhang fällt, bleibt weniger Gänsehaut als Gewissheit: Hier spukte nichts Übernatürliches, nur die altbekannte Erscheinung – der Geist der lieblosen Beliebigkeit.