
Patriotisch und gesellschaftskritisch waren seine unvergessenen Filme. Raj Kapoor eroberte mit seinen Filmen nicht nur die indischen Kinos, sondern begeisterte sogar das Publikum in der Sowjetunion, Afrika und der arabischen Welt für seine Bollywoodstreifen. Ein Multitalent, das seiner Zeit immer einen Schritt voraus war und keine Scheu hatte der indischen Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten.
Geboren wurde Ranbir Raj Kapoor am 14. Dezember 1924 in Peshwar. Sein Vater Prithviraj Kapoor, ein Theaterschauspieler, zog mit Stücken von Shakespeare durchs Land und versuchte die englische Kultur an den Mann zu bringen. Wie all seine anderen Brüder trat auch Raj Kapoor in die Fußstapfen des Vaters und wurde Schauspieler. Bereits mit elf Jahren stand er das erste mal vor der Kamera und konnte mit seinem Talent überzeugen. Weitere Filmrollen, zum Beispiel in „Neelkamal“ und „Amar Prem“ folgten, bis er schließlich mit 24 Jahren seinen ersten eigenen Streifen „Aag“ drehte. Der Durchbruch gelang ihm mit seinem zweiten Film „Barsaat“, in dem die junge Nargis an seiner Seite spielt. Der Erfolg mit dem Kassenschlager ließ es zu, dass er mit seiner Produktionsfirma RK- Films expandierte und ein eigenes Studio in der Nähe von Bombay errichtete. Hier wurde ein Hit nach dem anderen produziert.
Der phänomenalste Erfolg seiner Karriere als Regisseur und Schauspieler gelang ihm aber 1951 mit dem dritten Film der RK-Produktion, „Awara“, eine Geschichte über einen Landstreicher.
In der Sowjetunion und in den arabischen Ländern schlug der Film wie eine Bombe ein und machte Raj Kapoor und Nargis zum Traumpaar des orientalischen Kinos.
In all seinen Filmen versuchte Raj Kapoor die indische Gesellschaft so zu zeigen wie sie wirklich war. Soziale Probleme und Menschen in inneren Konflikten waren meist Themen seiner Produktionen. Er besann sich auf das Alltägliche, das die Menschen bewegte und vermied es Umstände zu beschönigen. Glanz und Glamour des heutigen Bollywood finden sich in seinen Werken nicht. Auch in „Shree 420“ (Paragraph 420 des indischen Strafgesetzbuch behandelt das Delikt des Diebstahls), beschäftigt er sich mit dem Leben des kleinen Mannes, den das Überleben in der Großstadt dazu zwingt, kriminell zu werden. Als Regisseur gelang es ihm immer wieder auf geschickte Weise Kritik an indischen Traditionen und Umständen mit Nationalstolz zu verbinden. Und so trugen auch nicht zuletzt die legendären Liedzeilen aus „Shree 420“ von 1955 mit zum Erfolg des Streifens bei:
Mera joota hai japani,
ye pataloon hai inglistani
sir pe lal topi russi
par bhi dil hai hindustani
1970 musste Raj Kapoor dann einen großen Rückschlag einstecken. Sechs Jahre lang dauerten die Dreharbeiten zu „Mera naam Joker.“ Ein Film in dem Raj Kapoor sein eigenes Leben interpretiert und sich als tragische Figur darstellt, ein Zirkus-Clown dem die Sinnlosigkeit des Lebens bewußt wird. Sein gesamtes Geld steckte er in den 3-stündigen Film, dem eigentlich noch zwei Fortsetzungen folgen sollten. Doch dem Publikum war soviel Ernsthaftigkeit und Selbstmitleid zu viel, „Mera naam Joker“, wurde ein katastrophaler Flop.
Erst drei Jahre später, 1973 versuchte sich Raj Kapoor wieder als Regisseur. In „Bobby“ hatte sein Sohn Rishi Kapoor seinen ersten Filmauftritt und auch die Schauspielerin Dimple Kapadia war ein neues Gesicht auf der Leinwand. Die Teenager- Romanze sprengte alle Erwartungen und wurde ein Dauerhit. Raj Kapoor zeigte ein neues Indien, eine neue Generation der Jugend und eine ungewöhnlich sexy Schauspielerin, deren Szenen in Badeanzug das ältere Publikum an den Verfall der indischen Gesellschaft glauben ließ.
Revolutionär war auch sein Einsatz für die indische Frau, er kritisierte öffentlich den Status der Frau in der indischen Gesellschaft, sowie Vorfälle von Vergewaltigungen, Witwenverbrennung oder Unterdrückung. Sein Film „Prem Rog“ von 1982 thematisiert die erneute Heirat einer Witwe, die damit gegen traditionelle Vorstellungen verstößt. Über diesen Tabubruch sagte Raj Kapoor: “ They (women) deserve to be respected an put on a pedestal. My film is a fight for their right to happiness.“
Raj Kapoors letztes letztes Projekt war „Heena“, ein Film über eine indisch-pakistanische Liebe. Das Drehbuch war gerade fertig gestellt da verstarb Raj Kapoor am 3. Juni 1988. Wie kaum ein anderer hatte er das indische Kino, über fünf Jahrzehnte lang, geprägt. Seine Filme bleiben nicht nur in Indien, sondern auch in der restlichen orientalischen Welt unvergessen.
Weitere erfolgreiche Filme:
Jagte raho (1956)
Jis desh mein Ganga behti hai (1960)
Sangam (1964)
Sathyam Shivam Sundaram (1978)
Ram teri Ganga maili (1985)








