theinder.net – 25 Jahre Indien-Portal für Deutschland – 25 Years Germany's Premier NRI Portal – २५ वर्षों से जर्मनी का प्रमुख भारत संबंधी वेबसाइट

Mo., 9. Juni, 2025
StartVermischtesDeutsch-Indische Gründer:innen am Puls der Zeit

Deutsch-Indische Gründer:innen am Puls der Zeit

Die deutsch-indische Startup-Connection gewinnt zunehmend an Bedeutung und spiegelt das dynamische Wachstum beider Startup-Ökosysteme wider – trotz vielfältiger Herausforderungen, die grenzüberschreitendes Unternehmertum erschweren. Der indische Subkontinent zählt inzwischen rund 77.000 Startups, darunter mehr als 100 sogenannte Unicorns mit einer Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar. Bedeutende Zentren sind neben Bengaluru, das als „Silicon Valley Indiens“ gilt, auch Delhi, Mumbai, Hyderabad und Pune. Bekannte indische Startups wie OYO (Hotelbuchungen), Ola Cabs (Fahrdienstvermittlung) oder Zomato (Lebensmittellieferung) haben nationale und internationale Aufmerksamkeit erlangt.

Doch die Finanzierungssituation hat sich im ersten Halbjahr 2023 verschlechtert: Laut dem indischen Nachrichtenportal Mint gingen die Investitionen in indische Startups im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 72 Prozent auf 5,5 Milliarden US-Dollar zurück. Die Anzahl der Finanzierungsrunden sank von 946 auf 536. Diese Kapitalknappheit hat bereits Entlassungen und verzögerte Börsengänge zur Folge.

Auch die deutsche Startup-Szene verzeichnete einen Rückgang bei der Finanzierung. Laut dem aktuellen Startup-Barometer von Ernst & Young sank das Investitionsvolumen im ersten Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 49 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro. Die Zahl der Finanzierungsrunden fiel von 549 auf 447. Berlin bleibt weiterhin der führende deutsche Startup-Hub, verliert jedoch an Vorsprung gegenüber anderen Regionen wie Bayern, Hamburg oder Nordrhein-Westfalen. Zu den bekannten Berliner Startups zählen N26, Trade Republic, Enpal, Flixmobility und Personio.

Vor diesem Hintergrund sind Programme zur Förderung der bilateralen Vernetzung besonders wichtig. Das German Indian Startup Exchange Program (GINSEP) etwa bringt seit 2017 Gründerinnen und Gründer beider Länder zusammen, vermittelt Kontakte zu Investoren, Inkubatoren und Behörden und unterstützt beim Markteintritt. Mit über 130 ehrenamtlichen Experten, sogenannten „Ambassadors“, bietet das Netzwerk individuelle Beratung und fördert Kooperationen. Auch der German Accelerator unterstützt deutsche Startups bei der Expansion nach Indien mit Trainingsprogrammen und Netzwerkzugängen.

Ein Unterschied im Gründer-Mindset fällt dabei auf: Indische Startups agieren oft experimentierfreudiger und mit höherer Risikobereitschaft, während deutsche Gründerinnen und Gründer eher vorsichtig planen. Beide Seiten kämpfen mit strukturellen Herausforderungen wie Visa-Beschränkungen, Sprachbarrieren und der komplexen Marktstruktur – besonders für indische Startups ist der Markteintritt in Deutschland schwierig. Zudem bleibt die Beteiligung von Frauen in beiden Startup-Szenen vergleichsweise niedrig, obwohl in Indien Frauen in MINT-Berufen präsenter sind als in Deutschland.

Insgesamt zeigt die deutsch-indische Startup-Connection ein hohes Potenzial für Wachstum und Zusammenarbeit, das mit geeigneter Unterstützung und einem besseren Verständnis der jeweiligen Rahmenbedingungen weiter ausgeschöpft werden kann.

Diese Darstellung basiert auf einer ausführlichen Analyse, die im August 2023 von der Friedrich-Naumann-Stiftung veröffentlicht wurde, einer deutschen Organisation, die sich der politischen Bildung und wirtschaftlichen Freiheit widmet. Unser Bericht orientiert sich an den dort präsentierten Fakten und Erkenntnissen, legt dabei jedoch besonderen Wert auf eine ausgewogene und unabhängige Perspektive. Der Originalartikel ist hier zu finden: https://www.freiheit.org/de/indien/die-deutsch-indische-startup-connection

Bijon Chatterji
Bijon Chatterji
Bijon Chatterji (*1978) ist Mitbegründer und Chefredakteur von theinder.net. Er studierte Biologie in Braunschweig, promovierte, forschte und lehrte in Hannover. Heute ist er als Global Lead für ein Biotechnologieunternehmen tätig und verantwortet dort u.a. den Bereich Indien. Von 2012-16 war Bijon Mitglied der Auswahlkommission für das "Deutsch-Indische Klassenzimmer" (Robert Bosch Stiftung / Goethe-Institut). Seit 2018 ist er Mitorganisator des "Hanseatic India Colloquium" und nahm 2023 auf Einladung der Bundesintegrationsbeauftragten erstmals an Dialoggesprächen im Bundeskanzleramt teil.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Beliebte Artikel

Zuletzt Kommentiert

WP Twitter Auto Publish Powered By : XYZScripts.com