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Fr., 12. Dezember, 2025
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StartWirtschaftHandel & IndustrieTata und Intel: Indien in den globalen Chipmarkt

Tata und Intel: Indien in den globalen Chipmarkt

Mit einer weitreichenden Absichtserklärung (MoU) haben die Tata Group und Intel Corporation die Basis für eine der strategisch bedeutendsten Industriepartnerschaften in der indischen Technologiegeschichte geschaffen. Beide Unternehmen wollen künftig bei der Halbleiterfertigung, beim Advanced Packaging sowie bei KI-gestützten Computersystemen eng zusammenarbeiten. Die Vereinbarung ist ein zentraler Baustein in Indiens ambitionierter Strategie, sich als global relevanter Standort für Chipproduktion und Elektronikfertigung zu etablieren.

Zweistellige Milliardeninvestitionen als Fundament

Tata Electronics treibt parallel zwei Großprojekte voran: eine neue Halbleiterfabrik (Fab) im Industriecluster Dholera in Gujarat sowie eine umfangreiche Outsourced Semiconductor Assembly and Test (OSAT)-Einheit im nordostindischen Assam. Der Konzern beziffert die Gesamtinvestitionen beider Standorte inzwischen auf rund 1,18 Lakh Crore Rupien (umgerechnet etwa 14 Milliarden US-Dollar).

Die Fab in Gujarat soll laut Regierungsunterlagen eine Kapazität von bis zu 50.000 Wafern pro Monat erreichen – eine Größenordnung, die Indien erstmals in die Liga eigenständig produzierender Halbleiterstandorte bringen würde. Die OSAT-Fabrik in Assam, bereits seit 2024 angekündigt, soll eine breite Palette moderner Packaging-Verfahren abdecken, darunter Flip-Chip- und Wire-Bond-Technologien.

Intel wird erster Großkunde – und strategischer Entwicklungspartner

Mit der Unterzeichnung des MoU wird Intel zum ersten großen internationalen Kunden von Tata Electronics’ Halbleitersparte. Der US-Konzern prüft sowohl die Fertigung eigener Produkte in der neuen Fab als auch deren Packaging in der OSAT-Einheit. Für Intel markiert dies einen signifikanten Schritt, die Abhängigkeit von bestehenden asiatischen Fertigungsstandorten zu reduzieren und die eigene Lieferkette breiter abzustützen.

Intel-CEO Lip-Bu Tan bezeichnete Indien als einen der weltweit am schnellsten wachsenden Computermärkte. Die steigende PC-Nachfrage sowie die rapide Einführung von KI-Anwendungen im Massenmarkt seien starke Treiber, die eine lokale Produktion wirtschaftlich attraktiv machten.

Fokus auf KI-PCs und Systemlösungen für den indischen Markt

Ein weiterer Baustein der Partnerschaft ist die Entwicklung maßgeschneiderter KI-PC-Lösungen. Indien könnte nach aktuellen Prognosen bis 2030 zu den fünf größten PC-Märkten weltweit aufsteigen. Intel bringt dafür Referenzarchitekturen und KI-Compute-Technologien ein, während Tata Electronics seine breit aufgestellten Fertigungs- und Montagekapazitäten nutzt. Die Vermarktung soll über die zahlreichen Unternehmen des Tata-Konglomerats erfolgen, die von Konsumelektronik bis Unternehmens-IT nahezu alle Segmente abdecken.

Geopolitische Verschiebung begünstigt Indiens Position

Die Allianz ist auch vor dem Hintergrund globaler Lieferkettenrisiken zu sehen. Die geopolitische Lage im asiatisch-pazifischen Raum hat die Industrie veranlasst, stärker auf resiliente, regional diversifizierte Produktionsnetzwerke zu setzen. Indien, mit wachsendem Fachkräfteangebot und massiver staatlicher Förderung, wird zunehmend Teil dieser strategischen Neuausrichtung. Tata Electronics hat in den vergangenen Monaten mehrere zusätzliche Technologiepartnerschaften geschlossen – unter anderem mit einem taiwanesischen Chip-Foundry- und Display-Spezialisten –, was den Aufbau eines vollständigen Halbleiter-Ökosystems weiter beschleunigt.

Produktionsstart ab 2027 – und langfristige Industriepolitik

Nach aktuellen Berichten soll die OSAT-Einheit deutlich früher in Betrieb gehen, während die Fab in Dholera ab Mitte 2027 die Fertigung aufnehmen könnte. Für Indien wäre dies ein industriepolitischer Meilenstein: Erstmals entstünde eine skalierbare, vertikal integrierte Wertschöpfungskette von der Waferfertigung über das Packaging bis zur Endmontage von KI-fähigen Systemen.

Tata-Group-Chairman Natarajan Chandrasekaran betonte, man wolle eine „robuste indische Halbleiterindustrie“ entwickeln und zugleich Chancen im globalen KI-Markt erschließen. Randhir Thakur, CEO von Tata Electronics, sieht durch die Kooperation insbesondere Vorteile bei Kosten, Time-to-Market und operativer Flexibilität – entscheidende Faktoren in einem hochkompetitiven Markt.

Die Vereinbarung mit Intel gilt als bisher stärkstes Signal, dass Indien in der Lage ist, als Produktionsstandort ernsthaft in die globale Halbleiterindustrie vorzudringen. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie schnell das ambitionierte Infrastrukturprogramm tatsächlich umgesetzt wird – und ob sich Tata Electronics als neuer Player im internationalen Chipgeschäft etablieren kann.

Quellen:

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