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Sa., 8. November, 2025
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StartLeben & KulturLiteratur & Medien"Der weiße Tiger" von Aravind Adiga

„Der weiße Tiger“ von Aravind Adiga

Das spannendste Indienbuch der vergangenen Monate ist zweifellos „Der weiße Tiger“ von Aravind Adiga. Dem Journalisten, 1974 in Madras geboren, gelang mit seinem ersten Roman gleich der große Wurf – das Buch ist inzwischen in 16 Ländern erschienen und im Oktober wurde Adiga mit dem renommierten britischen „Bookers Prize“ ausgezeichnet.

Eigentlich gute Gründe, um stolz auf Adiga zu sein. In Indien sehen das eine Reihe von Leuten allerdings ganz anders. Seine Lesereise in Deutschland hat Adiga abgesagt. „Er werde derzeit in Indien stark für den Roman angegriffen, mit dem er das Bild Indiens in der Welt beschädige. Aufgrund der Vorwürfe sehe er sich nicht in der Lage, Indien derzeit länger zu verlassen, sondern möchte anwesend sein, um sich vor Ort der Diskussion zu stellen“, so die Pressemitteilung seines Verlages. Selten löst ein Roman so heftige Reaktionen aus.

Adiga hat einen empfindlichen Nerv getroffen. Er tritt all denen auf den Schlips, die der Welt ein sauberes indisches Wirtschaftswunder verkaufen wollen. Seine Geschichte, die Geschichte des „Ich-Erzählers“ Balram Halwai zeichnet ein düsteres Bild vom moralischen Zustand der indischen Gesellschaft. Balram arbeitet sich vom frechen kleinen Jungen und Diener zum wohlhabenden Unternehmer in Bangalore hoch. Eine unglaubliche Karriere. Balram erzählt mit feinem Humor „wie seinesgleichen, die Diener, aber auch die reichen Herren mit ihrer Jagd nach Alkohol, Geld, Mädchen und Macht den großen Hühnerkäfig der indischen Gesellschaft in Gang halten“. Balram sieht sich selbst als Unternehmer, der sein Schicksal selbst ihn die Hand nimmt. Auch wenn das bedeutet, dass er zum Mörder werden muss, um an das nötige Startkapital für seine Pläne zu kommen.

„Der weiße Tiger“ überzeugt als brillant und viel Witz geschriebener Roman. Der Leser erfährt von einem neuen Turbokapitalismus indischer Prägung. Natürlich ist es „nur“ eine Fiktion, aber aus den heftigen Reaktionen auf den Roman zu schliessen, scheint sie erschreckend nah an der indischen Realität zu liegen.

Sebastian Arackal
Sebastian Arackal
Sebastian Arackal ist Redakteur mit Schwerpunkt auf Wirtschafts- und Technikthemen und arbeitet in der Unternehmenskommunikation der KZVK Köln. Er verfügt über langjährige Erfahrung im Journalismus, Online-Marketing, in der Produktentwicklung und im E-Learning, unter anderem aus seiner Zeit bei Heise Medien.

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