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Fr, 29. März, 2024
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„Vishnus Tod“ von Manil Suri

(von Selina Nayyar) „Um Vishnu nicht zu wecken, falls er noch nicht gestorben war, ging Mrs. Asrani mit der Teekanne in der Hand auf Zehenspitzen hinunter bis zur 3. Stufe oberhalb des Treppenabsatzes, auf dem er lebte.“
Das Buch „Vishnus Tod“ von Manil Suri spielt in einem Mietshaus in Bombay.
Alles fängt damit an, daß Vishnu, der als Botengänger für die Bewohner des Hauses sein Geld verdient, reglos auf dem Treppenabsatz liegt, der seine Unterkunft darstellt.
Manil Suri versucht in seinem Debütroman soziale wie auch religiöse Spannungen der indischen Gesellschaft zu verdeutlichen. So werden Realität und Mythos, Alltag und Phantasie auf humorvolle Weise miteinander verknüpft und zeigen die Menschen auf der Suche nach einer anderen, höheren, geistigen Welt.
„Maya Illusion war das Medium aller Existenz.“
Auch die Mieter des Hauses werden vorgestellt und verkörpern das indische Volk im Konflikt zwischen Tradition und Moderne.
Da wären zum einen die Asranis und Pathaks, die sich zusammen eine Küche teilen müssen und so ständig aneinander geraten. Und auch in der ernsten Lage Vishnus streiten sie sich darum, wer den Krankenwagen für den sterbenskranken Mann bezahlen wird. Deren Familienfehde führt letzten Endes dazu, daß Vishnu weiterhin im Treppenhaus gelassen wird.
Mr. Jalal ist auf der auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der wahren Religion. Seine Ehefrau verzweifelt als gläubige Muslimin an der Erkenntniskrise ihres Mannes und hält ihn für verrückt.
Dann wäre da noch der alte Mr. Tenejas der den Verlust seiner schon vor Jahren verstorbenen Ehefrau immer noch nicht überwunden hat und sich in seiner Wohnung isoliert. 
Und schließlich gibt es noch die junge Kavita Asrani, die sich selbst als Heldin eines Bollywoodfilmes sieht und heimlich mit dem muslimischen Nachbarsjungen Salim Jalal durchbrennt, obwohl ihre Eltern für sie bereits einen passenden Ehemann gefunden haben.
Vishnu dagegen, der bewusstlos auf der Treppe liegt, wandelt im Geiste, während er sein Leben noch mal Revue passieren lässt, von der untersten Etage des Hauses bis zum Dachgeschoss rauf und registriert die Geschehnisse in den Wohnungen nur verschwommen.
Die Wanderung Vishnus durch die verschiedenen Stockwerke ist mit der Wanderung der Seele durch die unterschiedlichen Seinstadien gleichzusetzen. Manil Suri vermischt die Geschichten aus Vishnus Leben und Visionen während seines Deliriums immer wieder mit Szenen aus den heiligen hinduistischen Schriften und vergleicht sie mit Vishnus Erscheinung. Ist er doch nicht nur der Hüter des Miethauses sondern tatsächlich der Erhalter des gesamten Universums wie sein Name prophezeit?
Manil Suri wurde 1959 in Bombay geboren und emigrierte mit 20 Jahren in die USA. Mittlerweile ist er amerikanischer Staatsbürger und unterrichtet als Professor für Mathematik an der University of Maryland. „Vishnus Tod“ ist sein erster Roman und wurde bereits in 14 Ländern der Erde veröffentlicht. Die Idee dazu kam ihm, als er 1994 seine Eltern in Bombay besuchte und Vishnu traf, der auf dem Treppenabsatz lebte, erkrankte und starb.

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