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Fr, 29. März, 2024
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"Elektra" – Nichts bleibt wie es war

(mn) Das Psychodrama „Elektra“ ist einer der Filme, die dem „Beyond“ von „Bollywood & Beyond“ Bedeutung geben. Im Bundesstaat Kerala produziert, ist er der dortigen Filmindustrie „Malluwood“ zuzuordnen. Während Bollywood die populäre und unterhaltsame Seite des indischen Kinos repräsentiert, das bengalische Tollywood für seine Kunstfilme bekannt ist, treffen wir in Südindien mit dem tamilischen (Kollywood) und dem keralesischen (Mollywood oder auch Malluwood) Kino auf mehr Ernsthaftigkeit, Tiefgang und Anspruch. Familiendramen werden bevorzugt als Thematik gewählt, so auch in „Elektra“.

Grundlage für die Story bildet die griechische Sage der Elektra in den Dramen von Sophokles, Euripides, Aischylos sowie dem Theaterstück „Trauer muss Elektra tragen“ von Eugene O’Neill. Dem Regisseur Shyamaprasad – einer der bekanntesten aus Südindien – gelingt es meisterhaft, die Geschichte auf eine aristokratische Familie in Kerala zu übertragen.
Die Intrigen sind ein wenig anders gestrickt, die Verhältnisse der einzelnen Charaktere zueinander nicht durchgehend klar. In den alten Sagen opfert der Vater eine seiner Töchter, weshalb ihn seine Frau umbringt. Im Film scheint das Mord-Motiv jedoch lediglich eine außereheliche Liebschaft der Mutter Diana (grandios dargestellt von Manisha Koirala) und ihr persönliches Unglück innerhalb der Familienstruktur zu sein. Es ist zudem lange Zeit nicht ersichtlich, ob der Mörder des Vaters Abraham (Prakash Raj) wirklich Diana ist, oder nicht doch die Tochter Elektra (ebenfalls erstklassige Darstellung von Nayantara).
Elektra hat ihren Vater abgöttisch geliebt und sein Tod schürt ihren Hass auf die Mutter aufs Intensivste. Edwin, Elektras Bruder, schenkt anfangs seiner Mutter mehr Glauben. Als er jedoch mit eigenen Augen sieht, wie sie bei ihrem Liebhaber einkehrt, ist er so bestürzt von der heimlichen Affäre seiner Mutter, dass er sich von Elektra dazu bringen lässt, den Liebhaber zu erschießen. Als Diana davon erfährt, ist sie am Boden zerstört und schneidet sich die Pulsadern auf. Von Schuldgefühlen geplagt, findet Edwin keine Ruhe und das Schicksal nimmt seinen Lauf …
Dunkelgrün, feucht und undurchschaubar komplex wie die Backwaters in Kerala – in dieser unterschwellig schaurigen und mysteriösen Atmosphäre bemächtigt sich das Drama der Zuschauer. Familiengeheimnisse werden offenbart und wieder verschüttet, herausgeschrien und verschwiegen, ausgeblutet und verbrannt. Elektras Besessenheit, Idealisierung und krankhafte Liebe zu ihrem Vater einerseits und ihr tollwütiger Hass, Verachtung und unaufhaltsame Rachegelüste gegenüber ihrer Mutter andererseits, schaffen es, eine ganze Familie zugrunde zu richten.
Noch Tage nach der Filmvorführung kann es passieren, dass man die Augen schließt und Elektras medusenhaften Blick vor sich hat. Es ist gewiss kein simpler Film und nichts für zarte Gemüter – sehr wohl aber ein kleines Juwel unter den Psychodramen.

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